Vier, drei, zwei

Das Wetter macht mürbe. Am liebsten würde ich mir die Decke über den Kopf ziehen und in einen späten Winterschlaf verfallen in der Hoffnung, dass man beim Öffnen der Augen endlich mal wieder etwas anderes sieht als grau, grau oder grau. Das Wetter ist einfach nur doof. Doof kalt, doof grau.

Die trüben Tage haben Zeit gelassen, mit den Kindern abends früh in die Federn zu kriechen und zu lesen. Wir haben mit "Gefährliche Kaninchen" von Kirsten John einen kleinen Schatz entdeckt. Der kurze Nachmittagsausflug durch die graue Welt in unsere Leih-Bücherei hat sich vollauf gelohnt! Max und Leonie haben Familien, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Max lebt als Einzelkind in einem Professorenhaushalt, Leonie mit fünf immer lauten und oft nervigen Geschwistern in einer Patchwork-Familie. Max wünscht sich statt einem proppevollen Bücherregal endlich Geschwister zum Toben, und die ruhige Leonie träumt von Zeit zum Lesen. So beschließen die beiden kurzerhand, die Familien zu tauschen. Eine witzige Geschichte mit überraschendem Ausgang. Das Lesen lohnt!

Das kann ich auch schon nach den ersten Kapiteln von Cornelia Funkes "Drachenreiter" behaupten. Bis der Drache Lung, das Koboldmädchen Schwefelfell und der Waisenjunge Ben den "Saum des Himmels" gefunden haben, kommt der Frühling dann aber hoffentlich. Last call!

 

 

 

19. März 2007
19. März 2007

Was ganz bestimmt bald kommt: Der Geburtstag des kleinen Helden. Wir nähern uns der Zielgeraden. Nur noch zwei Mal schlafen und der große Tag ist da. Das Rezept für den Geburtstagskuchen liegt bereit, Geschenkpapier ist besorgt und der Einkaufszettel ist geschrieben. Neben dem Familiengeburtstag mit Torte und der Wunsch-Gulaschsuppe will auch noch der Kindergartengeburtstag gefeiert sein.

Was kurz vor Schluss wohl diesmal fehlt? Im letzten Jahr hatten die Kinder meinen Tesa-Rollen-Vorrat verklebt, davor war der Tortenguss aus -ich kann an dieser Stelle nur eindringlich vor Versuchen mit Bio-Tortenguss warnen. Ich bin ein bekennender Bio-Fan, aber das war nun wirklich unterirdisch. Der Glibber auf Algenbasis erinnert schwer an Brackwasser und Tang und verwandelte den Erdbeerkuchen der Tochter in irgendwas zwischen ollem Sushi und Fischfutter- und ich erinnere mich auch noch an die fieberhafte Suche nach den richtigen Geburtstagskerzen, die in die kleinen Glaskerzenhalter passen und in den Kuchen gesteckt werden. Ein ganz besonderes Vergnügen in unserem saukalten Keller im Nachthemd, nachdem die Kinder endlich schlafen.

So ein Kinder-Geburtstag kann sich in der Tat zum Projekt auswachsen. Ich saß heute morgen am Frühstückstisch, legte mir die Einkaufsliste zurecht und freute mich über einen perfekten Sonntag der so perfekt zu werden schien, weil wir nichts, aber auch gar nichts geplant hatten und vollkommen frei waren. In dieser sonntagswohligen Stimmung schlage ich also den Wochenendteil der Süddeutschen auf und lese "Happy Birthday. Der Kindergeburtstag - und wie man daran verzweifeln kann". Der Autor spricht mir bis zur Spalte drei aus der Seele. Verrückte Eltern, die verrückt viel Geld ausgeben, um ein total verrücktes, spektakuläres Geburtstags-Event zu inszenieren. Der Kindergeburtstag wird zur olympischen Disziplin. Bis zur dritten Spalte nicke ich innerlich, im Weiteren kann ich Ähnlichkeiten mit unserer Familie und den Familien der Freunde unserer Kinder nicht leugnen. Es gibt doch tatsächlich Eltern, die vor der anstehenden Geburstagssause nicht nur wegen des logistischen Herausforderung des ewigen Herumkarrens Hautausschlag und Atemnot bekommen, sondern auch wegen der Einladungskarte. Auf der stehen praktischerweise die gewünschten Geschenke, die das Familienbudget in einem Monat mit mehreren Einladungen dann doch strapaziert. Der Aufwand für manche Kindergeburtstag erinnert den Schreiber des Artikels an eine mittlere Nato-Übung. Das Geschäft mit dem Kindergeburtstag floriert. Geburtstag im Zoo, im Kino, beim Boule, mit Waldpädagogen, im Museum -auch gern bei Nacht, im Botanischen Garten, im Hüpfburgenland, auf dem Fußballfeld und bei der Feuerwehr.

Es scheint eine stille Übereinkunft zu geben, der nächste Geburtstag muss noch origineller oder sensationeller werden. Oder aber eben noch kreativer, noch bildungsintensiver, pädagogischer. Oder noch sportiver, abenteuerhafter. 

Tja, am Ende frage ich mich apellgemäß wirklich, ob es eigentlicht noch denkbar wäre, den Kindern zu vertrauen. Darauf zu vertrauen, dass einer Horde Kinder schon ein Spiel einfallen wird und man ihnen für eine Weile das Haus, das Kinderzimmer, den Garten überlässt. "Theoretisch", meint der Kolumnist, "wäre das alles denkbar". "Praktisch ist es aber so: Diese Kinder haben Eltern".

 

Und ich freue mich. Richtig sogar! Auf den Abend vor dem Geburtstag unseres kleinen Helden, der uns Eltern gehört und an dem wir zwei immer mit einem Glas Sekt auf das wunderbare Ereignis anstoßen. Ein Abend der immer so oder so ähnlich  beginnt: "Weißt du noch, heute vor sechs Jahren ... ". Ich freue mich auf die nackten, tappsenden Füße, auf die kleinen, müden Augen, auf das Kind im Schlafanzug am Frühstückstisch und auf die brennende Taufkerze früh am Morgen. Und auch auf das erste krächzende "Zum Geburtstag viel Glück ..." an diesem Tag.

Noch zwei Mal schlafen und dein großer Tag ist da, kleiner Held!

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0