Vimmerby - Eksjö - Vättern

7. Reisetag. Samstag, 14. Juli 2007. Von Öland nach Vimmerby

Übernachtung: Movänta-Camping

 

Wie jeden Morgen weckt uns David pünktlich um 4:00 Uhr und verlangt nach seiner Milch. Danach schläft er immer wieder ein und uns sind noch zwei Stunden Schlaf gegönnt, bevor Anna wach wird und ihr Frühstück braucht. Heute ist es anders. Das satte Kind schläft nicht wieder ein und schreit. Selbst Thomas gut gemeinter Versuch, ihn mit einer Spazierfahrt im Kinderwagen zu beruhigen, klappt nicht. Um halb sechs kehrt er mit unserem immer noch weinenden Kind zum WoMo zurück. Nun sind auf dem Campingplatz sicher alle wach. Oder taub.

Nach einer weiteren Stunde mit einem unruhigen Säugling fällt die Entscheidung: Abreise. Unser Sohn braucht einen Kinderarzt.

Im Krankenhaus in Kalmar wird David von Dr. James Smith gründlich untersucht und der bestätigt unseren Verdacht, das Baby hat eine Mittelohrentzündung. Der kleine Patient bekommt ein Antibiotikum, Ohrtropfen und Paracetamol, das interessanterweise für das Alter und die Gewichtsklasse unseres Sohnes in Schweden deutlich niedriger dosiert ist als das deutsche Medikament. Mein erster Impuls ist zurück nach Hause zu fahren.  Wir besprechen uns mit dem Kinderarzt, der davon überzeugt ist, dass es David mit den Medikamenten sehr bald besser gehen wird und wir keinen Grund zur Abreise hätten. Im warmen Kinderwagen und im WoMo wäre der kleine Zwerg gut aufgehoben.

Einerseits gut, dass es ihm nach der ersten Gabe schon besser geht. Andererseits hadere ich sehr mit dem Antibiotikum und es tut mir entsetzlich leid, dass wir ihm vor seiner ersten "richtigen" Mahlzeit dieses offensichtlich schauderhafte Zeug mit Pfirsicharoma einflössen müssen. 

Von Kalmar fahren wir am späten Vormittag weiter nach Vimmerby. 

Unser kleiner Patient verschläft die Fahrt und wacht in Vimmerby mit gutem Hunger auf. 

Gegen ein stolzes Eintrittsgeld besucht ein Teil der Besatzung Astrid-Lindgrens-Värld. Der Freizeitpark wir allgemein gelobt und ich stehe inmitten der Besucherströme und offensichtlich allein mit meiner Meinung. Viel Betrieb, viel Kommerz, von Astrid Lindgren kann ich leider nur wenig entdecken. Die Spielsachen, Bücherstapel und Süßigkeiten auf denen ihr Name klebt, zähle ich mal nicht dazu. Was sie zu diesem Park wohl sagen würde?! Sei es um das Eintrittsgeld, wir sind nach dreißig Minuten zurück im Wohnmobil. Na, wenigstens muss sich niemand darüber ärgern, dass er nicht mit in den Park konnte - man hat wirklich nichts versäumt!

Auf dem Weg zu unserem Nachtlager kommen wir eher zufällig am "Katthult-Hof" vorbei und machen den kurzen Abstecher hinauf. Gegen ein freiwilliges Eintrittsgeld von 2 Kronen kann man den Drehort der Michel aus Lönneberga Filme anschauen. Das Haus ist bis heute bewohnt, aber der Tischlerschuppen steht für einen Besuch offen. Da kommen Kindeheitserinnerungen auf!

An Mariannelund vorbei geht es Richtung Eksjö zum Movänta-Camping in Hult. Von diesem Zeitpunkt an sind wir nicht sicher, ob der Morgen dieses Tages auf der familieninternen Schrecklichkeitsskala ganz oben liegt, oder ob dieser Preis dem Abend gebührt. Unsere Platznachbarn begrüßen uns redselig und sind so knülle, dass sie kaum noch laufen können. Und als er neben unserem WoMo auch noch in die Büsche pieselt, testen wir an einem hellen, skandinavischen Abend die Jalousie. Und schon ist es wieder schön. Zumindest schön genug bis morgen früh.

Astrid Lindgrens Värld
Astrid Lindgrens Värld

8. Reisetag. Sonntag, 15. Juli 2007. Von Vimmerby nach Eksjö

Übernachtung: Strandbadets Camping Borensberg, Göta-Kanal

 

Das Gute an den letzen 24 Stunden? Das Antibiotikum wirkt so schnell, dass David schon fast wieder der alte ist. Außerdem haben wir a) genug Diesel im Tank um vom Campingplatz Movänta wegzukommen und b) blickdichte Jalousien. Während wir das WoMo früh um acht startklar machen, setzen sich unsere Nachbarn mit dem ersten Bier vors Zelt.

In zwanzig Minuten erreichen wir Eksjö. Der wunderschöne, alte Stadtkern besteht aus Holzhäusern und lädt zum Spazieren ein. Neusäß hat wirklich eine wunderschöne Partnerstadt!

Wir gönnen uns im Cafe neben der Kirche Kakao, Milchkaffee und ein feines Hefegebäck, dessen Name mir einfach nicht mehr einfallen mag. Ein schöner, entspannter Sonntagvormittag mit zwei entspannten Kindern. Wer hätte das gestern gedacht? 

Von unserem Plan, weiter in den Norden bis Mittelschweden zu fahren, rücken wir ab. Der kleine Zwerg hat zwar keine Schmerzen mehr, aber ein paar Tage Ruhe werden uns allen sicher gut tun. Und bei der Gelegenheit können wir uns gleich über die weitere Strecke Gedanken machen. Ursprünglich wollten wir uns bis Mittelschweden vorwagen, stellen aber fest, dass das einfach zu weit ist. Es macht den Kindern nicht wirklich Spaß, weite Etappen am Stück zu fahren. Und wir Großen hätten das Gefühl, Schweden hinter unserer Windschutzscheibe zu versäumen.  

Katthult-Hof bei Vimmerby
Katthult-Hof bei Vimmerby
Michels Tischlerschuppen
Michels Tischlerschuppen
Die älteste Holzstadt in Schweden - Eskjö
Die älteste Holzstadt in Schweden - Eskjö
Eksjö - Partnerstadt von Neusäß
Eksjö - Partnerstadt von Neusäß
Camping
Camping

9. Reisetag. Montag, 16. Juli 2007. Von Eksjö bis an den Vättern

Übernachtung: Strandbadets Camping Borensberg, Göta-Kanal

 

9:30 Uhr. Ich sitze barfuß vor dem WoMo in der Sonne, David schlummert zufrieden und eine blitzsaubere Miele kümmert sich um die Wäsche der vergangenen Regentage. Thomas ist mit Anna auf dem Fahrrad in den Ort geradelt. Hinter den Bäumen blitzt das Wasser hervor. Eine hervorragende Gelegenheit, die Badeklamotten auszupacken. Aua! Nach kurzer Zeit hole ich mir doch tatsächlich einen Sonnenbrand. Das ging überraschend schnell!

Der Tag vergeht gelassen. Vater und Tochter paddeln mit dem Kanu auf dem Vättern und schwärmen von der Ruhe, den Möwen auf Fischjagd und einer neugierigen Entenfamilie. Unser Sohn verbringt den Tag mit Schlafen, Trinken und Glucksen. Fein!

Schwedische Sonne, ein Fahrradausflug und Paddeln. Ein fast perfekter Tag, dem man die Krone mit einer Grillwurst ausetzen könnte. Der mitgebrachte Billig-Einmal-Grill entpuppt sich abends als Rauchbombe und die Nachbarn hängen die Wäsche ab. Sorry, ehrlich!

 

 

Borensberg, Göta-Kanal
Borensberg, Göta-Kanal
Paddeln auf dem Vättern
Paddeln auf dem Vättern
Versprochen!
Versprochen!

10. Reisetag. Dienstag, 17. Juli 2007. Von Borensberg bis Oskarshamn

Übernachtung: Camping Oskarshamn

 

Am frühen Morgen sagen wir Borensberg Adieu und brechen mit unserem Straßenkreuzer auf. Ziel ist der 5-Sterne-Platz Lysingsbadets und um die Sache abzukürzen: es gefällt uns nicht! Mindest tausendundein Stellplatz, zig Hütten, viel Gewusel und kein Angebot fehlt, das so ein Camperherz wohl begehren kann ... nichts für uns! 

Wir packen den WoMo-Führer aus und bekommen Lundby zu sehen. Acht falunrote Häuschen scharen sich um den hübschen Dorfplatz. Im gemächlichen WoMo-Tempo geht es weiter nach Dragskärs und wir verbringen die nächsten Stunden am Strand in den Schären. Unser Nachtlager schlagen wir in Oskarshamn auf. Leider ist der Platz voll und wir müssen uns mit einem Stellplatz unter der Brücke abfinden. Nachts ist es ziemlich laut, von draußen schallt Musik über den Platz. Sollten wir mutiger werden und uns an eine freie Übernachtung in Schwedens wunderbarer Natur wagen?

Nach Lundby
Nach Lundby
Picknick am Meer
Zwischenstopp bei Paskalavik
Picknick am Meer
Picknick am Meer

11. Reisetag. Mittwoch, 18. Juli 2007. Von Oskarshamn nach Stensjö

Übernachtung: Naturcamping Nötö, Paskallavik

 

In Stensjö lassen Häuser und Landschaft einen Blick in die Vergangenheit zu. In dem restaurierten Dorf aus dem letzten Jahrhundert verbringen wir zwei Stunden mit Schauen und Spazieren.

Zeit für eine Kaffeepause! In Oskarshamn entdecken wir nette, kleine Geschäfte und ein Cafe, das italienischen Cafe Latte anbietet. Habe ich es schon erwähnt? Der schwedische Filterkaffee ist nicht unsere Welt. Sehr schwarz, sehr stark und ich finde, fast schon bitter. Er gehört zu jedem Essen und scheint die Schweden auch sonst durch den Tag zu begleiten. So langsam wachsen die Pluspunkte auf der Seite, die für einen WoMo-Urlaub sprechen: die Bordküche ist in Qualität und Preis unschlagbar. Auch unsere kleine Tochter muss auf nichts verzichten!

Im Supermarkt wundern wir uns über die Marken und die digitale Leucht-Anzeige über dem Käse- und Fischstand. Für uns ist es doch etwas seltsam, eine Nummer zu ziehen und dann aufgerufen zu werden. Na, so was kennt der deutsche Gast halt nur vom Einwohnermeldeamt. 

Im Vorratsschrank haben wir noch genug Schwarzbrot von zu Hause. Brot backen gehört nicht gerade zu den schwedischen Domänen. Das Weißbrot ist okay, aber auf Dauer ebenso einseitig wie das (leckere) Knäckebrot. Ganz häufig ist dem Brot Sirup zugefügt und ich empfinde das Ergebnis als viel zu pappig.

Unsere Camper-Pflichten sind inzwsichen fast schon zur Routine geworden. Gut, um das Leeren der Klo-Kassette reißt sich niemand. Frischwasser füllen und Grauwasser leeren klappt aber schon richtig gut und wir haben uns daran gewöhnt, vorausschauend zu fahren und keinen Platz zu verlassen, ohne unser Abwasser zu entsorgen und mit einem vollen Tank Frischwasser zu starten. Die Ausflüge mit den Kindern sind absolut unkompliziert. Wir packen keine Wickeltasche, stecken keine Kekse für die Tochter ein oder überlegen uns, wo ein Kleinkind im Fall der Fälle auf die Toilette könnte. Wir haben unseren gesamten Hausstand dabei und wo immer es uns gefällt, halten wir an und bleiben. Nicht mal ein müdes Baby stört unsere Freiheit. Der kleine Mann liegt friedlich in der Tragetasche und schlummert, wir nehmen uns in der Zeit ein Buch, hören ein Hörspiel oder spielen mit Anna. Seit wir Kinder haben, war keine Reise dermaßen entspannt!

Der kleine Ort Paskallavik hat einen Hafen, ein nettes Gasthaus, einen Supermarkt und den Naturcampingplatz Nötö, der direkt am Wasser liegt. Eine Rezeption sucht man vergeglich auf dem Platz und so fahren wir auf das baumbestandene Gelände. Wir stellen uns in die Nähe von zwei deutschen WoMos in Wassernähe. Thomas und Anna fahren mit dem Kanu aufs Wasser und ich genieße die Zeit mit David. Der muss zwar noch für einige Tage sein Antibiotikum einnehmen, hat aber offenbar keine Beschwerden mehr!

Die Zeit vor dem WoMo bleibt aber trotzdem beschränkt. Zum ersten Mal in Schweden machen wir Bekanntschaft mit den berüchtigten Mücken ... was für fiese Viecher! 

 

 

 

Stensjö
Stensjö
Wieder gesund
Wieder gesund
Wanderung in Stensjö
Wanderung in Stensjö

12. Reisetag. Donnerstag, 19. Juli 2007. In Pascallavik

Übernachtung: Naturcamping Nötö, Pascallavik

 

Wir werden heute nicht fahren und den Tag hier verbringen. Mit den Fahrrädern strampeln wir in den Ort und bemerken vor dem Supermarkt, dass wir den Geldbeutel nicht eingesteckt haben. Also nochmal zurück und da entdecken wir das nette kleine Gasthaus an der Straße. Zeit für ein Mittagessen! Für umgerechnet etwa 30 Euro gibt es drei Fischgerichte, Saft, Sommar-Öl und wie zu jedem schwedischen Essen Kaffee und Brownies. Vom Kaffee mal abgesehen -aber das Thema hatten wir ja schon- ist das Essen richtig lecker. Mittags isst man in Schweden recht günstig. Das Tagesgericht "dagens rätt" findet sich zur Mittagszeit auf vielen Speisekarten. Die Schweden nennen ihr Bier "öl". Das alkoholarme Leichtbier ist in jedem Supermarkt zu haben. Herkömmliches Bier, wie wir es aus Deutschland kennen, Wein und andere Alkoholika kann man nur im "System Bolaget" kaufen. Zutritt zu diesen Geschäften haben Erwachsene ab 18 Jahren. Die Preise liegen deutlich über denen in Deutschland.

Nach einer Siesta im Wohnmobil -die Mücken nerven uns immer mehr- fangen wir an, die Räder und das Boot einzupacken. Es ist Zeit, den letzten Abschnitt der Reise zu planen. Gestern Abend haben wir die Fähre nach Travemünde gebucht. In einer Woche, am Donnerstag um 10:00 Uhr wird uns die Nils Holgersson der TT-Line in etwa sieben Stunden nach Deutschland bringen.

Naturcamping Nötö
Naturcamping Nötö
Der Naturcamping Nötö liegt direkt am Meer
Der Naturcamping Nötö liegt direkt am Meer
Einkehr in der Gästgiveri
Einkehr in der Gästgiveri

13. Reisetag. Freitag, 20. Juli 2007. Von Pakallavik nach Kalmar

Übernachtung: Yachthafen Kalmar

 

Mücken-Verschnaufpause! Im vollklimatisierten Ikea-Möbel-und-sonstwas-Haus sind die Biester ausgesperrt. Das Sortiment überrascht nicht. Ganz wie zu Hause! Mit Köttbullar und Blaubeerkuchen im Bauch und einem Puppengeschirr und Fliegenklatschen im Korb verlassen wir Ikea.

Das Kulturprogramm verschieben wir bis Kalmar. Dort besuchen wir das Schloss und bestaunen eine etwas eigenwillige Ausstellung vom Wollteppich über anatomische Schautafeln bis zur gedeckten Rittertafel. 

In der Innenstadt lässt es sich gut bummeln. In einem hübschen kleinen Kinderladen finden wir ein Buch für meine kleine Nichte und eine Mütze für den Sohn. Endlich mal eine, die passt UND nach was aussieht. Seine Ohren haben es sich verdient!

Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz am Yachthafen. Den Meerblick und das Rauschen in absolut ruhiger Innenstadtlage gibt es gratis.

 

 

Das Original - IKEA
Das Original - IKEA
Die Innenstadt von Kalmar
Die Innenstadt von Kalmar
Unser Stellplatz für die Nach am Hafen in Kalmar
Unser Stellplatz für die Nach am Hafen in Kalmar
Mach's mal nach!
Mach's mal nach!