Weg vom Rummel. Warum wir Balderschwang so mögen

Die Villa hatte heute in der Werkstatt einen Termin, um Ersatz für den platten Winterreifen zu bekommen, der am Riedbergpass die Grätsche gemacht hat. In der Süddeutschen erschien heute -wie passend!- im Reiseteil ein schöner Artikel. "Platz da!" überschreibt der Autor den ersten Teil der Serie "Die leisen Orte der Alpen". Höher, schneller, lauter - so funktioniert der Wintertourismus meistens. In Balderschwang im Allgäu geht das auch anders.

 

Balderschwang kommt ohne steile Pisten, ohne schnelle Lifte und ohne den lauten, überdrehten, alkoholschwangeren Skizirkus aus. Die kleine, an Österreich angrenzende bayrische Gemeinde hat 300 Einwohner, eine Kirche, den katholischen Radiosender Horeb und etwa 1100 Gästebetten, die im Sommer und im Winter belegt sind. In Balderschwang gibt es eigentlich nichts. Ein ziemlich schönes Nichts!

 

Wer ein topmodernes Skigebiet sucht, ist hier garantiert falsch, Mit zwei Sesselliften, acht Schleppliften und 30 Pistenkilometern, von denen ein Drittel beschneibar ist, geht es am Riedberger Horn eher beschaulich zu.

Vom ADAC wurde Balderschwang im letzten Jahr als bestes deutsches Skigebiet ausgelobt. Das Preis-Leistungsverhältnis ist für Familien top. Für die Halbtageskarte -um den ganzen Tag Ski zu fahren, ist es hier viel zu schön!- bezahlt mein Herr Fahrtenschreiber für sich und unsere beiden zauberhaften Kinder 36 Euro. Die Familientageskarte kostet 75 Euro.

Ein kleiner Lift liegt direkt vor unserer Haustür am Wohnmobilstellplatz Schwabenhof. Einfach rein in die Skier, Anorak zu und ab auf die Piste, die den Kindern ab dem späten Nachmittag ganz allein gehört. Wenn sich die Tagesgäste verabschieden und der Lift stillsteht, wird die Piste kurzerhand zum Schlittenhügel. Ein riesen Spaß!

Langlaufbegeisterte finden auf der 30 Kilometer langen  Allgäuer-Latschenkiefer-Grenzlandloipe ihr Glück. Auch in die Loipen kann man direkt am Schwabenhof einsteigen. Balderschwang ist ein Dorf der kurzen Wege!

 

Das Tal trägt den Beinamen "Bayrisch Sibirien" nicht umsonst. Balderschwang ist mit bis zu acht Metern Neuschnee als bayrisches Schneeloch bekannt. Perfekte Rahmenbedingungen für einen Urlaub im Schnee ohne Rummel, ohne Bars mit überdrehten Gästen, ohne Geschäfte in denen man superteure Skiklamotten, Handtaschen, Uhren oder sonstigen Pipapo kaufen kann. Wer den Weg in den kleinen Dorfladen findet, kann Allgäuer Latschenkiefer Franzbranntwein, Milch, Nudeln, ein Stück Käse und vielleicht eine Zeitschrift oder ein Donald-Duckheft bekommen. Weniger ist manchmal mehr. Viel mehr!

 

So freuen wir uns jetzt doppelt über die neuen Winterreifen an der Villa. Wohin die erste Reise für sie geht, ist nicht schwer zu erraten, oder? Klar, nach Balderschwang. Am 14. Februar beginnen für die bayrischen Schulkinder die Faschingsferien!

 

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