Vom Garten Eden in die Campinghölle

Botanischer Garten, Göteborg
Botanischer Garten, Göteborg

Die gute oder die schlechte Nachticht zuerst? Lasst uns chronologisch beginnen, mit dem wunderbaren Morgen dieses Reisetages auf dem Stellplatz Tjöloholm. Von dort starten wir in Richtung Göteborg. Die Strassen werden breiter, der Verkehr dichter. Beim Botanischen Garten bekommen wir auf Anhieb einen Parkplatz für Resa. Hab ich es schon erwähnt? Wir sind superzufrieden mit unserem Neuzugang, er macht sich spitzenmäßig und wir würden nicht mehr tauschen wollen. Alles prima!

Ich liebe Gärten und der Botanische Garten in Göteborg ist schon seit einiger Zeit auf meiner Reisewunschliste. Heute wurde der Wunsch wahr und ich wurde nicht enttäuscht. Den Steingarten mit Wasserfall fanden wir besonders schön, auch der Kräutergarten hat viel Atmosphäre. Im Staudenbereich gibt's Anregungen für den eigenen Garten und die Lust am Gestalten. Auch wenn die Größe des Gartens, wie in unserem Fall, eher übersichtlich ist. Im japanischen Teil findet sich ein wunderbarer Aussichtspunkt und wer Lust hat, kann auf schmalen Wegen zwischen Azaleen und unzähligen Rhododendren wandeln.

Wir sind heute Morgen so früh dran, dass wir den Garten fast für uns haben. Im Gartencafe sitzen wir inmitten von üppigem Grün und geniessen eine Tasse schwedischen Kaffee und ein fein belegtes Brot. Will man ein Haar in der Suppe finden, dann nur, dass unser Hund nicht mit den Garten darf. No way! Als erfahrener Reisehund bleibt sie gern auch mal ein Stündchen allein im Camper. Besser aber noch, wenn unser Sohn ihr Gesellschaft leistet. Unserem Vierzehnjährigen fällt die Entscheidung zwischen Phlox im Beet und iPad im Pössl nicht schwer. 

Schotten dicht. Campingplatz Rörviks, Hamburgsund
Schotten dicht. Campingplatz Rörviks, Hamburgsund

Der Rest der Tages verläuft im "Plan B und weitere" Verfahren. Bis zum Nachmittag sind wir gefühlt bei Plan Y angekommen. In Göteborg schaffen wir es, es kommt uns zugegeben bekannt vor, ins Strassengewirr zu geraten und so drehen wir unsere Runden. Über eine gute Strecke schwimmen wir im Kielwasser des Hop on Hop off Busses und kommen zur Überzeugung, dass wir nun genug Menschen, genug Autos, genug Asphalt, genug Ampeln und genug Strassenzüge gesehen haben und uns aus der Innenstadt verabschieden können. Stadtrundfahrt beendet. 

Wir setzen unseren Kurs entlang der Ostküste fort und sind spätestens bei der Ankunft in Fjällbacka unserer Illusion beraubt. Wir sind nicht das erste Mal hier, trubelig und lebendig hat sich das Fischerdorf schon immer gezeigt. Heute schieben sich Menschentrauben durch den Ort und wir ziehen unsere Bahnen durch die schmalen Strassen mit dem Camper auf Parkplatzsuche. Tja, manchmal wird man leider zum Teil des Problems. Wir streichen genervt die Segel und scheitern kurze Zeit darauf am Versuch einen Stellplatz für die Nacht zu bekommen. Ausgebucht! Jonas vom Campingplatz in  Fjällbacka ist "nicht nur voll, sondern mega-mega-voll", wie er uns freundlich erklärt. Telefonisch macht er uns einen Platz im benachbarten Hamburgsund klar.

Der Mann hat keine Lust mehr rumzukurven. Der Sohn will grillen. Der Hund raus aus der fahrenden Konservendose. Und bevor ich mir Gedanken mache, was ich so will, sind wir in Hamburgsund gelandet und haben eingecheckt. Nein, über den Campingplatz an sich möchte ich kein falsches Wort verlieren.

In der  Wundertüte sind, auf gut gebuchten Plätzen sowieso, die unmittelbaren Nachbarn. Musik, die keiner hören will, ein Hund, der unseren partout nicht leiden will und das lautstark bellend kommentiert und zu viel nackte Haut auf der Nachbarparzelle. Wegschauen  und -hören kann manchmal ganz schön schwer sein. Noch dazu stehen wir hundsschief. Nö, Keile haben wir nicht dabei.

Morgen springen wir frühst aus den Federn und ziehen weiter. Neuer Tag, neues Campingglück!

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