Belebte Pisten, ein einsamer Pilgerweg und der Hund in der Stromsäule

3. Reisetag. Faschingssonntag, 2. März 2014. In Balderschwang.

Übernachtung: Wohnmobilstellplatz am Schwabenhof, Balderschwang

 

Auch ein klasse, wunderbarheimeliges Geräusch. Wie kleine, feine Spitzen, die sacht auf dem Dach der Villa landen, während wir uns in den Kojen und dem Himmelbett ausstrecken. Es schneit!

 

Morgens ist die Welt mit einer zarten Puderzuckerkruste überzogen, die Temperatur liegt knapp über Null. Sonne? Nein! Die wabernden Wolken und Nebelfleckchen zaubern aber auch ihre eigene, durchaus reizvolle Stimmung.

 

Für die Fahrtenschreiberkinder und ihren Papa beginnt der erste Skitag am späten Vormittag mit einem Warming-up am kleinen Hügel vor der Haustür der Villa.

Vorher können wir uns erst nicht von unseren Betten, dann vom Frühstückstisch und später von unseren Büchern trennen. Wolf Wondratschek lässt mich an diesem Sonntag mit „Mittwoch“ nicht los, ehe die letzte Seite gelesen ist. Unser Sohn ist vollkommen vernarrt in die „Feriengeschichten vom Franz“, die Tochter freut sich über „Winston. Ein Kater in geheimer Mission“ und mein Herr Fahrtenschreiber hat –es sei ihm von Herzen gegönnt- endlich genug Zeit und Muße für Jonas Jonasson und seinen Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand, gefunden.

Der kleine Held läuft sich erstmal mit Schwester und Papa am Anfängerhügel vor unserer Tür warm, bevor es rüber zum Schwarzberglift geht.

 

Mich zieht es für eine Winterwanderung in die entgegengesetzte Richtung. Erst auf dem Waldweg ein Stück Richtung Balderschwang, dann steil bergan Richtung Köpfle Alpe. Dorthinauf führt –steil!- ein Kreuzweg in 15 Stationen. Ich schwitze tüchtig, stapfe durch den Schnee und nehme die Votivtafeln am Wegesrand als willkommene Rast. Kein Mensch weit und breit, Ruhe und nur eine einsame Fußspur auf dem verschneiten Pfad, die daran erinnert, dass ich mich nicht allein irgendwo am Ende der Welt befinde.

 

Der Stellplatz ist übrigens nicht so proppevoll wie zum Jahreswechsel, als wir hier dicht an dicht standen. Marion Kohler, die zusammen mit ihrem Mann Erich den Laden hier superst schmeißt, erzählt, dass einige Wohnmobilisten -vermutlich wetterbedingt- abgesagt hätten. Erich ist auf dem Platz im Dauereinsatz. Morgens schraubt er an der Kaffeemaschine und am späten Abend kümmert er sich um den Strom. Die Villa hat urplötzlich nämlich keinen mehr. Ausdiemaus. "Do isch bei dir der Hund drin", meint Erich. Mein Herr Fahrtenschreiber hat alle Anschlüsse gecheckt, alle Sicherungen durchgesehen,  beide Kabeltrommeln untersucht. Nö, an der Villa liegt das nicht. Der Hund steckt im Stromverteiler des Stellplatzes. Problem erkannt, Problem gebannt. Danke Erich!

 

Unsere Nachwuchsfahrtenschreiber genießen das stundenlange Draußensein im Schnee und vor allem den späten Nachmittag, wenn es dämmert und die Lifte stillstehn. Dann gehört ihnen die kleine Piste vor unserer Haustür. Stirnlampe aufgesetzt, rauf auf den Schlitten und ab geht die Post. Sagte ich es schon mal? Home, sweet Motorhome!

Frühstückslektüre. Der kleine Held und die Geschichten vom Franz
Frühstückslektüre. Der kleine Held und die Geschichten vom Franz
Skifahren vor der Villa
Skifahren vor der Villa
Ich hab´s versucht …   Tafel am Beginn des Kreuzwegs.
Ich hab´s versucht … Tafel am Beginn des Kreuzwegs.
Auf dem Pilgerweg
Auf dem Pilgerweg
Ächz, schnauf, stöhn
Ächz, schnauf, stöhn

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