Krakelspaß für kritzelwütige Freunde und schreibfreudige Mütter

Labor Ateliergemeinschaft: Mein Kinder Künstler Freundebuch. Beltz und Gelberg 2012
Labor Ateliergemeinschaft: Mein Kinder Künstler Freundebuch. Beltz und Gelberg 2012

Kennt ihr sie? Die Freundebücher machen in Kindergarten und Schule die Runde. Finde ich wieder mal eins in der Kindergartentasche meines Sohnes, ist der Nachmittag beschlossene Sache.

Man -respektive Mutter, da der kleine Held ja (noch) nicht schreiben kann- beantwortet Fragen zu Größe, Gewicht, Augen- und Haarfarbe, listet die Namen der Eltern und die Anzahl der Geschwister, verrät Telefonnummer und Adresse und gibt Auskunft über das Lieblingsessen, die Lieblingsfarbe, das Lieblingsspiel, das Lieblingsbuch, den Lieblingsfreund, das Lieblingslied, den Lieblingsfilm, das Lieblingstier. "Mein schönster Urlaub" ist leicht zu beantworten. "Im Wohnmobil" soll ich schreiben, meint der Sohn. Gern doch!

Wer denkt oder gar hofft, dass er damit schon aus der Pflicht entlassen wäre, wird enttäuscht. Über "Das schönste Erlebnis" im kleinen, fünfjährigen Leben unseres Helden sollen wir noch nachdenken und was er mal werden will. "Fußballer, ein ganz berühmter" bekomme ich diktiert. Wird die Räuber-Ritter-Piraten-Phase etwa abgelöst? Dann suchen wir nach einem geeigneten Foto, das man einklebt und gestaltet schließlich das Feld "Das hab ich für dich gemacht". Na ja, offen gestanden handelt es sich dabei meist nicht um ein mit Hingabe gestaltetes Kunstwerk des kleinen Raubritters. Schon eher um eine schnelle Kritzelei aus Massenproduktion. Inzwischen mag er nämlich lieber Bolzen gehen als malen, kleben oder basteln. Es kam auch schon vor, dass er seiner Schwester gegen Schoko-Währung den Auftrag übertrug. Freundebücher bergen Sprengstoff. Und schließlich soll bitte auch niemand den Eindruck bekommen, unser Kind leide an einer graphomotorische Störung, hätte kein Durchhaltevermögen oder sei schlicht ein fauler Strick. Nicht auszudenken! Beim Projekt "Freundebuch" geht es schließlich auch um den Ruf der Mutter!

Die Zeile unter "Das wünsche ich dir" will auch noch gefüllt werden. Die Vorschläge meines Sohnes sind "Nix, nix wünsch ich ihm - ich will raus", "Weiss ich doch nicht, was der noch braucht" und "Wünschen tut man zu Weihnachten vom Christkind". Oh je! Ich fülle die leere Zeile mit einer Nettigkeit aus meiner Feder. Zum Schluss noch ein klitzekleiner Fingerabdruck ins Album und schon ist man fertig. Fertig mit einem Freundebuch. In den Kindergarten meines Sohnes gehen 50 Kinder und er ist kontaktfreudig. Tja, kein Licht ohne Schatten!

Unser kleiner Raubritter wünscht sich seit einiger Zeit nun auch ein Freundebuch. Der Boomerang kommt zurück und so legen wir seit dieser Woche unser Freundebuch in andere Kindergartentaschen. Höhö.

Ich hab ja eine ganze Weile mit dem Kauf gezögert, keins der Bücher wollte uns so richtig gefallen. Ihr wisst schon, die Fragen ... Wie erklärt man einem fünfjährigen, was ein "Song" ist und tröstet ihn, dass es durchaus noch andere kleine Menschen gibt, die nichts ins Feld "Meine E-mail-Adresse" schreiben können?  

Und dann waren wir im Buchladen und was fiel uns in die Hände? Das KinderKünstler Freundebuch. Für Fans der KinderKünstler-Bücher genau das richtige! Witzig und frech geht es über die gewohnten Fragen der Bücher raus. Der kleine Räuber interessiert sich brennend dafür, was sein Freund gerne macht, welches Tier oder welche Zahl er gerne wäre und ob er schon mal Popel gegessen hat. Was schmeckt lecker, was ist cool und was hast du noch nie probiert ist auch ganz fix beantwortet. 1. Nudeln, 2. Mein Schwimmkurs und 3. Bohnen. Bei der Frage "Wovon hast du schon gekotzt?" liegt der kleine Ritter vor Vergnügen fast unter dem Tisch. Sein Freund Max den Hackbraten a la Mama und er selbst das Schoko-Eis im WoMo auf der Bergstrecke auf Sardinien ... der aufmerksame Leser wird sich an die besondere Geburtstagsüberraschung für Frau Fahrtenschreiber erinnern!

Und was total schön ist, sind die Mitmach- und Nixmachseiten, die durch das Buch führen. Eine kleine Zeichnung auf der Seite "Unsere Freunde-Wohngemeinschaft", eine Freundschaftssuppe, die Freundestatistik-Seite oder die Schimpfwörtersammlung sind erfrischend anders. Kreativ und witzig kommt das ganze Buch daher. Spaßgarantie für kritzelwütige Kinder ... und schreibfreudige Mütter!

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