Auf den Aland-Inseln

Von Kapellskär bei Stockholm nehmen wir die Fähre der Viking-Line auf die Aland-Inseln. Der Preis bleibt uns ein Rätsel. Für die Hinfahrt berappen wir satte 110,- Euro, für die Rückfahrt nur gut 50,- Euro. Auch nach dreimaligem Durchzählen stand fest: alle Mann an Bord. Keine(r) blieb auf den Alands. Daran konnte die Differenz also nicht liegen! Die vermutete Erklärung: der Preis variiert nach WoMo-Länge sehr stark und wir haben auf dem Hinweg den Fahrradträger mit eingerechnet (über 7m Länge) und wurden entsprechend eingruppiert. 

 

Mit dem Anlegen der Fähre betreten wir zwar finnischen Boden, die Amtssprache ist aber schwedisch, bezahlt wird mit dem Euro und unsere Uhren dürfen wir eine Stunde vorstellen. Die autonome Inselgruppe hat außerdem eine eigene Flagge und ein eigenes KFZ-Kennzeichen. Und sofort fällt auf, dass die Saison auf den Alands Mitte August beendet ist. Kleinere Supermärkte reduzieren ihr Angebot und schränken die Öffnungszeiten erheblich ein, Restaurants und Geschäfte bleiben oft ganz geschlossen. Wir scheinen die Inseln fast für uns zu haben!

 

Die Fähre ist ja schon ein Thema für sich. Wir sind am frühen Vormittags unterwegs und es fällt sofort auf, dass das Trinken von Alkohol irgendwie zur Überfahrt gehört. Die Preise für Alkoholika an Bord sind deutlich niedriger als im benachbarten Schweden und so decken sich die Gäste reichlich ein. 

 

Für die Erkundung der Alands haben wir uns den Reiseführer "Finnland: Aland-Inseln" von Heiner Labonde und Jessika Kuehn-Velten aus dem Verlag Edition Elch gekauft. Viel Auswahl gab es nicht, die finnischen Inseln gehören nicht gerade zu den Lieblingszielen der deutschen Touristen. Pensionen und ähnliches finden sich übrigens eher in den Landgemeinden, als in der Stadt. Nur die Hälfte davon hat ganzjährig geöffnet, die übrigen stehen von Mai bis September zur Verfügung. Einen Standard, der den Vergleich zwischen den Unterkünften möglich macht, gibt es übrigens nicht. Die Zahl der Jugendherbergen ist mit 3 auf den Alands sehr übersichtlich. Camper haben die Wahl zwischen 17 Campingplätzen, die auf den Inseln verstreut liegen. Die Mehrzahl der Campingplätze öffnet im Mai und schließt den Betrieb im September. Die Saison auf den Alands ist kurz! 

 

Wie herrlich, auf den Aland Inseln gibt es frisches, knuspriges Brot. Wie gerne würden wir die kleine Bäckerei einpacken und sie mit nach Schweden nehmen. Dort ist es nicht immer leicht an gutes Brot zu kommen. Die Schweden mögen es eher labberig und gern mit Sirup gesüßt.

 

Überhaupt ist die Qualität der Lebensmittel auf den Alands hoch. im "Lanthandel" gibt es frisches Fleisch und dort, wo es keinen Tante Emma Laden gibt, kann man sein Gemüse direkt beim Erzeuger kaufen. Die Ware liegt in kleinen Holzhüttchen, man sucht aus und legt den geforderten Betrag in die Schale. 

Supermärkte auf dem Land reduzieren ihr Angebot über die Wintermonate erheblich und schränken die Öffnungszeiten stark ein.

 

Wir sind froh, dass wir genug Essen an Bord gebunkert haben, sonst hätten wir heute mit langen Gesichtern in die fast leergeräumte Tiefkühltruhe und das bescheiden ausgestattete Kühlregal geschaut. Ein komisches Gefühl, für uns  sind proppenvolle Regale und Überfluss inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden.

Unseren ersten Kontakt mit den Alands haben wir in Mariehamn. Die Struktur der Stadt ist für unsere Augen erst etwas ungewöhnlich, denn die Gebäude und Straßen sind in Karrees angeordnet. Diese Idee einer Stadt, wie auf dem Reißbrett entworfen, stammt aus der Gründungszeit 1859. Zunächst sollten alle Gebäude von Mariehamn in Steinbauweise entstehen, ab 1863 ging man wieder zur altbewährten und deutlich billigeren Holzbauweise zurück. 

 

Mariehamn lässt sich gut zu Fuß erkunden. Wer allerdings lieber sitzt und schaut, bekommt ein angenehmes Angebot der beiden lokalen Busunternehmen. In Mariehamn können die Busse zum Nulltarif genutzt werden!

 

Mariehamn hat recht viele grüne Plätze und Wege, die zum Spazieren einladen. Den Kindern ist das nicht unangenehm, denn die Skandinavier lieben Eis. Hier muss man nicht lange suchen um einen Eisstand zu finden! 

Nach Mariehamn, das in der westlichen Hälfte Alands liegt und zum Festland gezählt wird, sind wir gespannt auf die Schären. Vardö gilt als die "Wächter-Insel". Sie liegt an einer strategisch günstigen Stelle, über sie führt der alte Postvägen als zentraler Versorgung- und Kommunikationsweg nach Finnland. Von hier aus wurden die Menschen auf dem Festland auch vor Gefahren durch feindliche Truppen gewarnt.

 

Die Kommunen der Schäreninseln liegen versprenkelt zwischen Wasser. Das Festland ist mit dem Auge oft kaum auszumachen. In dieser unglaublichen Weite leben nur 2300 Menschen. Vardö selbst hat gerade einmal 450 Einwohner. 

Die Insel ist klein, landschaftlich aber unglaublich vielfältig. Dichter Wald, Dämme, üppige Wiesen und Klippen reihen sich aneinander. Fast fühlt man sich am Ende der Welt!

 

In Lövö lässt es sich prima einkaufen. Die Biobäuerin Benita Björklund hält Schafe und verkauft Gemüse. Sollte der Laden geschlossen sein, bietet sie ihre Waren im kleinen Unterstand an. Die Münzen dafür legt man einfach in die Schale. 

 

Vardö eignet sich wunderbar für Wanderungen. Bei Sandösunds Camping beginnt der Lövö Wanderweg, der auch für Familien gut geeignet ist. Der 4 Kilometer lange Pfad ist einfach zu gehen. 

 

In Vargata bekommen wir einen lebhaften Eindruck vom (relativen) Reichtum der bäuerlichen Reeder. Alte, prächtige Holzäuser und schöne Garten prägen den Ort. Hier war auch Alands bekannteste Schriftstellerin Sally Salminen zu Hause. Ihr 1936 erschienenes Buch "Katrina" wurde ein internationaler Bestseller. 

 

Leider entgeht uns Wennströms Lanthandelmuseum, das auch im Sommer nur Mittwochabend öffnet. In der Ausstellung wird ein beschaulicher Krämerladen gezeigt, mit allem was auf den Aland Schären zum Leben gebraucht wurde. Das Sortiment reicht von Gummistiefeln, offenen Bonbon-Schütten über stapelweise Kernseife.

 

Entlang des Postweges kann man in Hullvik die Mittsommerstange der Ortschaft bewundern. Der Postweg schlängelt sich seit eh und geh über schmale Pfade und zwischen Wiesen und Feldern hindurch und an kleinen Felsenklippen vorbei. Hullvik hat für uns moderne Menschen eine weitere Attraktion. In der örtlichen Bibliothek hat man freien Zugang ins Netz.

Schon in den 1920er Jahren gab es auf Aland Pläne, ein Freilichtmuseum nach dem Vorbild des Skansen in Stockholm zu realisieren. Wie ehrgeizig, bedenkt man die Einwohnerzahlen und die Bedeutung der beiden Orte! 

Tatsächlich wurde das Projekt realisiert und aus allen aländischen Landesteilen wurden Fischerhütten, Wohn- und Nebengebäude zusammengetragen und aufgestellt. Heute sind es mehr als 30 Gebäude, die einen wunderbaren Einblick in das Leben auf den Aland Inseln im 18. und 19. Jahrhundert bieten. Um das Museum herum zieht sich ausgedehntes Weideland, das der extensiven Heuwirtschaft dient. Die Lage ist traumhaft. Der Besuch des Museums Jan Karlsgarden ist für Familien übrigens kostenfrei!

 

In Bomarsund entdeckt man russische Spuren. Unter russischer Herrschaft sollte eine große Festung entstehen, die allerdings nie ganz fertig wurde. Heute noch sieht man weit verstreute Mauerreste, die die gigantischen Ausmaße erahnen lässt. Bei der Festung lässt es sich gut Picknicken. Ganz in der Nähe kann man die Füße ins Wasser strecken, der flache Badestrand (wäre) zum Schwimmen ideal. Die Finnen lachen sicher über uns, aber für uns Frostbeulen sind die Fluten zu kalt. Über das Wetter auf den Aland Inseln dürfen wir übrigens nicht jammern. Wir erleben Temperaturen von bis zu 26 Grad!

Mit Eckerö lernen wir die westlichste Kommune Finnlands kennen. Eckerö hat sich perfekt auf seine Gelenkfunktion eingestellt. Touristisch ist es bestens erschlossen, die Einwohner haben sich seit jeher auf den Transport und die Unterbringung von Touristen und Badegästen eingestellt. Von den 17 Campingplätzen, die auf ganz Aland betrieben werden, kann man allein in Eckerö unter vier Angeboten wählen. 

 

Im benachbarten Hammarland, dem nördlichen Aland, ist es felsig. Abgeleitet vom schwedischen hambr, dem "Land der Felsen" bot sich den ersten Menschen, die hier sesshaft wurden ein schroffes Bild. Die Halbinsel ist von felsigen Buckelnden gesäumt und gerade mal 8 Kilometer breit und 21 Kilometer breit. Wir finden hier schöne Spazierwege und Badeplätze und sehen immer wieder (erfolgreiche) Angler. 

Für alle, die die sportliche Herausforderung suchen, wurde ein neuer Wanderweg angelegt. Der Fernwanderweg Sadelinleden führt über 63 Kilometer durch Hammerland und Finström bis Höckböle in Geta.

 

In Frebbenby erleben wir einen ruhigen Ort in beschaulicher Umgebung. Im 19. Jahrhundert war er auf Aland aber ein bedeutender Hafenort. Hier wurden Reinigung- und Wartungsarbeiten an Schiffen durchgeführt. Von der Betriebsamkeit des Ortes zeugt noch heute das "Krogers", der Dorfkrug. Das große rote Gebäude ist nicht zu übersehen!

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Von Östergötland nach Smaland