Im Mai 2013 bereisten wir Sardinien. Von der Costa Smeralda im Norden fuhren wir durch das Landesinnere zur Costa Rei im Süden. Auf unserem Tourplan standen die wilden Pferde der Giara di Gesturi, ein einsamer Agriturismo im Niemandsland und dampfende Schwefelquellen, die schon die alten Römer schätzten. Im Schmelztiegel Cagliari konnten wir Stadtluft schnuppern und ethnische Vielfalt erleben. Und am Ende der 17-tägigen Reise galt es dann auch noch einen ligurischen Drachen zu erlegen.

 

Durch Österreich und die Schweiz. Viel Asphalt und eine Schlucht

Übernachtung auf dem Rastplatz Campagnola, Schweiz
Übernachtung auf dem Rastplatz Campagnola, Schweiz

1. Reisetag. Freitag, 17. Mai 2013. Von Neusäß nach Bellinzona, Schweiz

Übernachtung: Rastplatz Campagnola bei Bellinzona, Tessin

 

Der Vormittag vergeht mit Kleidung in die Villa räumen und Kühlschrank füllen. Sonnecreme, Spülmittel, Duschgel und was ein vierköpfiger Haushalt sonst noch alles braucht oder zu brauchen meint, ist schon in den vergangenen zwei Wochen in unser rollendes Häuschen gewandert.

Der Aufwand hielt sich dieses Mal wirklich in Grenzen und uns mag bis zum Erreichen unseres Nachtlagers im Tessin nichts, aber auch gar nichts einfallen was wir auf die Vergessen-Liste schreiben könnten. Toll, was?!

 

Der kleine Held nimmt vormittags schon Kindergarten-Urlaub. Ein wenig Ruhe vor der Abfahrt könnte ihm ganz gut tun und ich will mich noch nicht ganz von der Idee trennen, dass er die Zeit nutzen könnte, um sein Zimmer aufzuräumen. Jeder Zentimeter seines Reiches erzählt eine Geschichte. Vor dem Bett wird eine Playmo-Seeschlacht geschlagen in die zwei Kriegsschiffe, unzählige Piraten und Besatzungsmitglieder und ein halbes Butterbrot vom Vortag verwickelt sind. Zwischen Schreibtisch- und Schreibtischstuhl werden Zebras, Elefanten, Hasen und einige Kühe in einer Tierstation versorgt. Der bunte Trupp scheint an einer grassierenden Seuche zu leiden, zwischen den Gummitieren finden sich Mullbinden, Spritzen und Medikamentenfläschchen aus dem Doktorkoffer. Etliche Bilderbücher säumen den Weg bis zur Balkontür an der sein Moosgummischwert und der Säbel lehnen. Das Fußballstadion, das er aus unzähligen kleinen Lego-Steinchen die letzten zehn Tage hat entstehen lassen, nimmt inzwischen mindestens so viel Raum ein wie der alte Umzugskarton, der als Räuberhöhle dient. Gegen halb zwei haben wir die Herausforderungen unseres Lebens zu Hause gemeistert.

 

Unsere Tochter hat den letzen Schultag geschafft, mittags gibts schnell eine Leberkässemmel, Tür abgesperrt, rein in die Villa, Schlüssel gedreht: Urlaub! Fast jedenfalls. Unser erstes Etappenziel liegt vier Kilometer entfernt an der Schulschwimmhalle. Unser kleiner Held macht dort einen Schwimmkurs. Danach geht´s aber los. Bestimmt!

Es geht weiter über Landsberg am Lech nach Memmingen und Wangen und zum Pfänder-Tunnel. Der Verkehr hält sich in Grenzen, selbst am Pfänder kommen wir erstaunlicherweise gut durch, obwohl wir noch eine Korridor-Vignette für Österreich (2 Euro) und eine Vignette für die Schweiz (33 Euro) kaufen.

Über Diepoldsau reisen wir in die Schweiz ein und erleben eine Grenzkontrolle. "'Waren zu verzollen?" fragt uns der Grenzbeamte und wir sind erstmal etwas irritiert, weil überrascht. Grenzkontrollen wirken im vereinigten Europa inzwischen fast schon befremdlich. "Waren?" mein Herr Fahrtenschreiber wiederholt ungläubig das letzte Wort des Beamten und verfällt dann in ein stilles Zögern, das mir -ehrlich gesagt- etwas zu still ist und etwas zu lange dauert. Nicht auszudenken, das Zögern würde falsch gedeutet und wir müssten die Villa am Grenzübergang ausräumen. Himmel hilf! Wir haben, abgesehen von einer Flasche Wein und zwei Schachteln Zigaretten auf die mein Herr Fahrtenschreiber leider nicht verzichten zu können meint, nichts an Bord. Keine geheime Marihuana-Anpflanzung im Bad, kein Spirituosen-Lager hinten im Kleiderschrank, kein Schmuck, kein Geschmeide, das wir veräußern wollten oder Schwarzgeld, das wir auf einem schweizer Nummernkonto parken könnten. Nein, außer ein paar Lebensmitteln haben wir nichts an Bord. Ein paar Nudeln und ein Glas Tomatensoße dazu. Etwas Bauernbrot für heute und morgen. Und Müsli. Ungezuckerte Corn-Flakes und Flocken sind eher schwer zu kriegen auf Sardinien. Aber viel mehr haben wir nicht in der Vorratskammer. Viel zu sehr freuen wir uns auf den sardischen Pecorino, das Hirtenbrot und ein Glas Rotwein dazu.

 

Das Wetter bis Bellinzona ist wechselhaft trüb und wir erreichen gegen 20:30 Uhr den Rastplatz bei prasselndem Regen. "Aha," meint unsere Tochter "wir sind in der Schweiz, es regnet". Schon lustig, ihr Vorurteil wird wieder mal bestätigt. Bald kriechen wir müde und zufrieden in unsere Kojen. Die erste Etappe hat gut geklappt. Die kleinen Fahrtenschreiber haben sich zu richtigen WoMo-Profis entwickelt. Alle zwei Stunden eine Pause und ein Schwung guter Hörbücher haben sich bewährt. Hoffen wir, dass wir das morgen auch so gut hinkriegen!

Pause! Abendessen an der Schlucht
Pause! Abendessen an der Schlucht
Viamala Schlucht
Viamala Schlucht
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Von Bellinzona nach Livorno. Viele Kilometer und ein Sieg

2. Reisetag. Samstag, 18. Mai 2013. Von Bellinzona in der Schweiz nach Livorno, Italien und von dort mit der Fähre nach Golfo Aranci auf Sardinien

Übernachtung: Parkplatz nahe des Fähranlegers Golfo Aranci

 

Raus aus den Federn, Geschirr abspülen -dazu hatte gestern Abend niemand mehr Lust- ein kleines Frühstück und ab geht die Post. Um 6:45 Uhr sind wir wieder auf der Autobahn. Die Nacht war nicht besonders ruhig. Der Verkehr von der Autobahn hat nicht gestört. Die ständigen trommelnden Regengeräusche auf dem Dach haben uns davon nichts mitbekommen lassen. Ein paar junge Leute zogen kreischend und kichernd über den proppevollen Rastplatz und hatten ungeheuer gute Laune. Was für ein Spaß an WoMos zu klopfen. 

 

Die Hänge im Tessin sind dicht bewaldet, sattgrün und sehen aus wie bemoost. Die Straße teilen wir uns mit vielen Fahrzeugen mit deutschem Kennzeichen. Auf der E35 Richtung Milano geht es weiter südwärts. Die italiensichen Straßengebühren summieren sich bis Livorno auf etwa 30 Euro. Die Straße wirft sich bei Genua schlängelnd in die Landschaft. Das Fahren ist etwas anstrengend, mein Beifahrer hat aber durchaus seine Freude an der schönen Strecke, wie er mir wiederholt versichert.

 

Mittags erreichen wir den Fährhafen, nachdem wir mal wieder durch das Hafengelände geirrt sind. Wir haben es schon letztes Jahr geschafft, uns zu verfahren. Diesmal heftet sich ein Camping-Bus aus Waiblingen an unsere Fersen im festen Glauben, dass wir uns schon auskennen. Der "Sardinia-Ferries"-Aufkleber aus dem letzten Jahr klebt schließlich noch hinten am Fenster. Tja, in dem Fall ist Erfahrung halt das, was man immer schon falsch gemacht hat und wir amüsieren uns später darüber, als wir miteinander im richtigen Hafen einlaufen. In der Warteschlange vor dem Anleger ist genug Zeit, um uns ein Mittagessen zu kochen und die Verpflegung für die gut sechsstündige Überfahrt zu packen. Um halb vier sollen wir planmäßig das italienische Festland verlassen.

Unser Sohn sucht schon mal das FCA-Trikot und den Schal raus, denn heute heisst es Daumen drücken. Es geht um die Wurst! Auf der Überfahrt, die sich zääääääh wie Kaugummi zieht, reißt uns das Ergebnis 3:1!, 3:1!!, 3:1!!! aus unserer Lethargie. Schaljubel beim kleinen Helden, Tusch-und-Traraaa, der Klassenerhalt ist geschafft. Der FCA bleibt in der Bundesliga! 

 

Mit Verspätung erreichen wir um 22:15 Golfo Aranci und sind gerädert. Wie erholsam ist doch das Reisen im WoMo! Wir freuen uns auf unser rollendes Häuschen, die Geduld der Kinder ist schon sehr strapaziert. Beide schlafen auf der Fähre ein. Unsere Tochter trägt es tapfer, der kleine Held hadert sehr mit seinem Schicksal, als wir ihn vom Schiff tragen. An diesem Abend bewegen wir die Villa nur noch wenige Meter und reihen uns in die WoMo-Kolonie nahe des Hafens ein. Gute Nacht, träumt schön!

 

Warten auf die Fähre von Livorno nach Golfo Aranci auf Sardinien
Warten auf die Fähre von Livorno nach Golfo Aranci auf Sardinien
Mit Sardinia Ferries von Livorno nach Golfo Aranci
Mit Sardinia Ferries von Livorno nach Golfo Aranci
Zeitvertreib auf der Fähre
Zeitvertreib auf der Fähre
Nachtquartier. Parkplatz in der Nähe des Fähranlegers Golfo Aranci
Nachtquartier. Parkplatz in der Nähe des Fähranlegers Golfo Aranci
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An der Costa Smeralda

3. Reisetag. Pfingstsonntag, 19. Mai 2013. Von Golfo Aranci nach Cannigione di Arzachena

Übernachtung: Camping Isuledda

 

Morgens machen wir uns auf zum 40 Kilometer entfernten Camping Isuledda. Struppige, noch grüne Macchia, Hügel und schöne Meerblicke säumen den Weg. Die nächsten beiden Tage stehen im Zeichen von Ruhe und Erholung und wir werden die Villa nicht bewegen.

Der Campingplatz Isuledda ist weitläufig. Er bietet schöne, oft naturbelassene Plätze, teilweise mit herrlichem Blick über das Meer oder auf die gegenüberliegende Küste. Unser "Piccolo Parardiso" mit der Platznummer 789 auf Isuledda liegt windgeschützt unter Eukalyptusbäumen und direkt am Wasser. Von unserem kleinen Strand trennen uns nur wenige Steinstufen. Die Kinder spielen stundenlang am Meer, wir strecken die nackten Füße in den warmen Sand, der hier eher feinem, rundgeschliffenem Kies gleicht. Dolce farniente! Wir kaufen die ersten aromatischen Aprikosen und Pane Carasau, ein hauchdünn gebackenes, knuspriges Hirtenbrot zu dem der trockene, schwere Rotwein Canonau di Sardegna wunderbar schmeckt. Angenehm müde und schwer beziehen wir abends zeitig unsere Kojen und schlafen mit dem Rauschen der Wellen tief und fest.

 

Lieblingsbeschäftigung am Abend
Lieblingsbeschäftigung am Abend
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Ruhetag bei den Fahrtenschreibern

4. Reisetag. Pfingstmontag, 20. Mai 2013. In Cannigione di Arzachena

Übernachtung: Camping Isuledda

 

Der zweite Ruhetag ist durchwachsen. Lässt sich die Sonne blicken, ist kein Zweifel an ihrer Kraft. Badehosenwetter! Schiebt sich eine Wolke davor wird es kühl, der Wind weht übers Meer und man zieht sich gerne was über.

Die Launen des Sommers sind kein großes Problem. Der Weg vom Strand in die Villa zum Kleiderschrank ist in zehn Sekunden bewältigt. Der Tag vergeht ruhig bis zum Nachmittag mit lesen, spielen, essen und Kapuzenjacke wechselweise an- und wieder ausziehen. Am Nachmittag fällt Regen, der Himmel färbt sich grau, es ist mit 18 Grad eher kühl. Die nächsten Tage soll es in der Region regnerisch bleiben. 

 

Lieblingsbeschäftigung an der Costa Smeralda
Lieblingsbeschäftigung an der Costa Smeralda
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Von Tempio Pausania ins Niemandsland. Frisches Quellwasser, endlose Kurven und Einsamkeit

Agristurismo Nuragh` Elighe
Agristurismo Nuragh` Elighe

5. Reisetag. Dienstag, 21. Mai 2013 Von Cannigioni di Arzachena nach Tempio Pausania und weiter an einen namenlosen Ort mit der schlichten Bezeichnung „S.P. 44 direzione Macomer – Pozzomaggiore al km 6,500“

Übernachtung: Agriturismo biologica Nuragh` Elighe

 

Nachts regnet es. Das Klopfen auf dem Dach der Villa übertönt den schönen Klang des Meeres und es ist morgens mit 15 Grad ziemlich kühl. Unseren Hausrat haben wir gestern schon eingepackt und so sind wir schnell startklar. Schnell noch geduscht, Klokassette geleert, Grauwasser raus und Frischwasser rein. Naja, mit dem „Frischwasser“ ist das auf Sardinien so eine Sache. Aus den Hähnen fließt gechlortes Wasser.

 

Der Weg führt durch die herbe sardische Landschaft. Wilde Blumen, Kräuter und Gräser säumen den Straßenrand dicht und zwischen der Macchia sehen wir manchmal schroffes Gestein. Wir kriegen heute viel von Sardiniens Natur zu sehen, etliche Kuhherden und viele Schafe, die entlang des Weges weiden. Die Kinder sind von den freilaufenden Hündinnen und ihren Welpen überrascht. Nicht nur wegen der kurvenreichen Straßen –und oft sind es eher Sträßchen- ist es also besser, sehr aufmerksam und bremsbereit zu bleiben. Der Weg steigt an und wir bringen unsere kleinen Besatzungsmitglieder in Bergstreckenmodus. Ein Kindersitz vorne auf dem Beifahrersitz, der andere hinten auf dem Platz zur Küche hin, so hat auch das größere Kind Sicht auf die Straße und kann sich auf die nächste Biegung einstellen. Das spart Bauchschmerzen, Übelkeit und im schlechtesten Fall ausgiebiges Putzen. Eltern lernen schnell dazu. Auf der SS 133 begegnen uns wenige Autos und wir stellen abends fest, dass unseren Weg heute nur ein WoMo kreuzte und das hatte ein italienisches Kennzeichen.

 

Die Straße schlängelt sich durch einsame Landschaft und wir erreichen die pisanische Landkirche "San Pietro di Simbranos". Sie liegt einsam und vollkommen abgelegen in einem Wiesengrund  und ist mit ihren schwarz-weißen Streifen leicht auszumachen. Leider ist sie verschlossen. Im Kirchengarten wirken die zurückgelassenen Stühle im hohen Gras verlassen, eine zerschlissene Zeltplane hat sich aus der Befestigung befreit und flattert im Wind. 

 

Tempio Pausania ist eine hübsche gallurische Kleinstadt. Auf einer Hochterrasse inmitten dichter Korkeichenwälder hat es sich einen Namen als Luftkurort gemacht. Winklige Gassen, viel Granit, ansprechende Fassaden und nette kleine Geschäfte und Lokale lohnen einen Besuch. Wir verlassen Tempio mit frischem Obst und Brot, leckeren Süßigkeiten aus der Pasticceria und außerdem einer Internet-Karte von TIM. Bis wir sie nutzen können, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Wir fahren erst mal ins Niemandsland! Der als WoMo-Entsorgungsstelle in Tempio ausgewiesene Parkplatz am Rand der Altstadt ist leider als solche nicht mehr zu gebrauchen. Der Wasseranschluss existiert nicht mehr, der ehemalige Ablass für das Grauwasser ist dicht und riecht kloakeartig. Entschädigt werden wir an der Wasserquelle „Fonte Rinaggiu“ am Rand der Stadt. Wir sind nicht die einzigen, die Frischwasser aus dem sprudelnden Hahn zapfen. Es herrscht reges Kommen und Gehen. Einheimische füllen kanister- und flaschenweise das frische, ungechlorte Nass in bester Trinkwasserqualität ab. Unser Sohn freut sich vor allem über die hiesigen Polizeibeamten, die im Dienstwagen vorfahren und ihre Wasserflaschen füllen. 

 

Der Tag endet im Niemandsland. Weiter Blick über weite, endlos scheinende Landschaft erwarten uns an einem Ort, der irgendwo zwischen Pozzomaggiore und Macomber liegt. Auf dem Agriturismo gibt es hervorragenden Bio-Pecorino direkt vom Hersteller. Wir werden sehr freundlich von Bruno begrüßt, bekommen Käse zum Probieren und bleiben gerne auf einem der zehn Stellplätze auf dem Hof. Die Kinder freunden sich mit Margo, dem Hofhund an, schauen nach den Schafen und Pferden auf der angrenzenden Weide oder spielen auf dem Spielplatz. Wir spazieren durch das Weideland, das als Wanderweg über die Weide zu einer alten Brücke führt und linsen in die kleine Nuraghe , ein jahrtausendealtes Bollwerk von dem es in der Gegend zahlreiche gibt. Wer mag, kann in der Region Tage mit den archäologischen Zeugnissen verbringen.

Den Abend verbringen wir bei Bruno und genießen ein dreigängiges, typisch sardisches Menü. Sardische Brote, verschiedene Pecorino-Käse, Speck, Schinken und Salami, Pasta „Malloreddus“ mit Salsiccia, perfekt gebratene Koteletts und Auberginenscheiben mit Tomaten und geriebenem Schafskäse, dazu Hauswein aus einer Flasche mit Bügelverschluss und Wasser. Zwei Mocca runden die Mahlzeit ab und wir freuen uns über den kurzen Heimweg in unser rollendes Heim. Satt und zufrieden schlafen wir mit dem Klang der Schafsglocken und dem I-Aa-I-Aaa eines mitteilsamen  Esels, der unsere Nähe sucht, ein.

 

Wildwest. Einschusslöcher in einem Straßenschild im Zentrum von Pausania
Wildwest. Einschusslöcher in einem Straßenschild im Zentrum von Pausania
Tempio Pausania. Verwinkelte Granitgassen, authentische  Atmosphäre
Tempio Pausania. Verwinkelte Granitgassen, authentische Atmosphäre
Einheimische füllen Frischwasser bei Tempio aus der Quelle Fonte Rinaggiu in mitgebrachte Flaschen
Einheimische füllen Frischwasser bei Tempio aus der Quelle Fonte Rinaggiu in mitgebrachte Flaschen
Wasser für den Tank der Villa
Wasser für den Tank der Villa
Zebra im Wiesengrund. Das pisanische Kirchlein San Pietro di Simbranos
Zebra im Wiesengrund. Das pisanische Kirchlein San Pietro di Simbranos
Stellplatz Agriturismo Nuragh´ Elighe
Stellplatz Agriturismo Nuragh´ Elighe
Nichts bis zum Horizont. Agriturismo Nuragh` Elighe
Nichts bis zum Horizont. Agriturismo Nuragh` Elighe
Kleine Nuraghe am Agriturismo
Kleine Nuraghe am Agriturismo
Agriturismo Nuragh`Elighe. Wanderweg über die Weide
Agriturismo Nuragh`Elighe. Wanderweg über die Weide
Üppiges sardisches Abendessen. Agriturismo Nuragh` Elighe
Üppiges sardisches Abendessen. Agriturismo Nuragh` Elighe
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Von Fordongianus nach Gesturi. Schwefelquellen und ein abgeschiedenes Paradies für Pferde

Fordongianus
Fordongianus

6. Reisetag. Mittwoch, 22. Mai 2013. Vom Niemandsland bei Pozzomaggiore über Fordongianus nach Gesturi auf die Hochebene Giara di Gesturi

Übernachtung: Parkplatz Giara die Gesturi


Morgens zeigt das Thermometer 10 Grad und wir sind froh, warme Jacken und feste Schuhe im Gepäck zu haben. In Macomer versorgen wir uns beim Bäcker mit Brot. Die Auswahl an Weißbroten ist groß. Als gezackter Ring oder in andere kreative Formen gebracht, sieht es nicht nur ansprechend aus, sondern schmeckt auch lecker.  Die Straße führt bergan, bietet schöne Weitblicke, grüne Hügel und ab und an bekommen wir auch ein paar Weinreben zu Gesicht. Und wie immer gehören Schafe und Kühe zum Landschaftsbild. Die kleinen Orte durch die wir kommen sind frei von Tourismus, seit wir von der Costa Smeralda aufgebrochen sind, ist uns kein deutsches  Auto oder gar ein WoMo begegnet. Alte Männer sitzen in kleinen Gruppen auf den Plätzen im Dorf und halten Siesta. Die Gesichter sind sonnengegerbt, die kurzen Blicke freundlich, interessiert und vor allem entspannt. Unser nächstes Ziel ist Fordongianus. Am grünen Ufer des Tirso sprudelt Heilwasser aus dem Boden. Die schwefelhaltigen Thermalquellen wurden schon vor knapp 2000 Jahren  genutzt und die Überreste des alten römischen Thermalbades kann man gegen Gebühr besichtigen. Zum Schwitzen brachte mich allerdings nicht die 54 Grad heiße Quelle. Die Anfahrt DURCH den kleinen Ort mit seinen verwinkelten Gassen ist nicht empfehlenswert. Himmel! Rechts und links der Villa bleiben nur wenige Zentimeter zu den quaderförmigen Trachytsteinen der Häuser. Das Nachtlager schlagen wir hoch oben auf. Vom kleinen Ort Gesturi aus führt eine Straße, die auch für WoMos bequem zu befahren ist, auf das Hochplateau Giara di Gesturi. Die Zufahrt ist oben durch eine Schranke an der kleinen Tourist-Information gesperrt. Auf dem abgelegenen Platz kann man gebührenfrei auch wunderbar über Nacht bleiben. Die Kinder freuen sich über unsere Nachbarn, die in direkter Nähe der Villa stehen. Von unserem Wohnzimmerfenster aus sind die wilden Pferde, für die das Hochplateau bekannt ist, fast zum Anfassen nah. Die Nacht ist stürmisch, die Villa wird gerüttelt und geschüttelt. Fast fühlen wir uns wie auf dem weiten Ozean. Der Wind pfeift um die Villa. Sonst ist hier oben nichts zu hören. 

 

Fordongianus. Überreste des römischen Thermalbades
Fordongianus. Überreste des römischen Thermalbades
Fordongianus. Schwefelhaltige Thermalquelle der Römer
Fordongianus. Schwefelhaltige Thermalquelle der Römer
Korkproduktion als Wirtschaftsgut
Korkproduktion als Wirtschaftsgut
Nachtquartier. Das Hochplateau Giara di Gesturi
Nachtquartier. Das Hochplateau Giara di Gesturi
Giara di Gesturi. Frei umherstreifende Pferde
Giara di Gesturi. Frei umherstreifende Pferde
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Giara di Gesturi. Tosender Wind und freilebende Pferde, Ziegen und Rinder

7. Reisetag. Donnerstag, 23. Mai 2013. Von Giara di Gesturi an die Costa Rei

Übernachtung: Fast auf dem Campingplatz Capo Ferrato

 

Giara di Gesturi. 550 Höhenmeter über dem Meer. 7:00 Uhr. 10 Grad. Regen. Es ist kalt! Zumindest hat der Sturm, der uns die ganze Nacht umtost hat, am Morgen nachgelassen. Die Wolken hängen dunkel und tief, es fallen ein paar Tropfen. Wir entschließen uns trotzdem für eine Wanderung auf der Hochebene. Undurchdringliche Macchia und bizarre Felsbrocken prägen das Bild des Tafelberges. Die Ränder mit spektakulären Weitblicken werden von Nuraghen begrenzt. Die Hochfläche ist 14 Kilometer lang und bis zu 7 Kilometer breit und auf staubigen Holperpisten zu Fuß oder mit dem Rad zu erforschen. Unser Tochter freut sich seit gestern auf die kleinen Pferdchen, die wild auf dem Tafelberg leben und nimmt dafür auch die unangenehme Witterung in Kauf. Unser Sohn braucht einen anderen Motivationsschub. Ein Stecken in der Hand macht ihn zum Glücksritter, zum Cowboy oder zum säbelschwingenden Piraten, und mit etwas Glück hält die Illusion einige Hundert Meter lang an.

Warm eingepackt, die Kapuzen auf dem Kopf machen wir  uns auf den Weg und haben Glück. An der Wasserstelle will sich zwar noch kein Pferd zeigen, aber später in der Macchia und in den baumbestanden Flächen bekommen wir immer wieder kleine Herden zu sehen, die uns aus sicherem Abstand neugierig beäugen. Nach gut zwei Stunden sind wir zurück in der Villa und wärmen uns an einer Nudelsuppe, bevor wir das Landesinnere queren und uns auf den Weg zur Küste machen.

Die Strecke ist entspannt zu fahren, ohne langweilig zu sein. Goldbraune Stoppelfelder, Getreide und Macchia wechseln sich, bevor wir wieder auf Bergstrecken ohne jegliche Zivilisation stoßen. Kurvenreich geht es in unzähligen Windungen in die Höhe. Eine handvoll kleiner Orte mit teils schmalen Durchfahrten liegen an der Strecke. In drei Stunden haben wir das Landesinnere durchquert und kommen an der Küste an.

Unseren ersten Plan, am Sarazenen-Turm bei Porto Corallo zu nächtigen, verwerfen wir. Den im Reiseführer angekündigten weitläufigen Strand können wir nicht endtdecken, der Hafen und die unzähligen Parkplätze -mit Campingverbot- locken uns gar nicht. Die Kinder sind schnell für die Idee zu haben, die 30 Minuten Fahrzeit bis zum Campingplatz Capo Ferrato auf sich zu nehmen. Ich bin gespannt, ob sie den Ort auch in diesem Jarhr so rundem toll erleben, wie sie ihn seit einem Jahr im Gedächtnis tragen.

Die Mühe, vorher anzurufen und nach einem freien Platz zu fragen, machen wir uns nicht. Und es kommt, wie es Plan B vorsah: Am Empfang prangt dick das "Completo - Ausgebucht"- Schild. Muss es stören? Bis wir morgen unseren reservierten Platz beziehen können, improvisieren wir und richten uns eben vor dem Campingplatz ein. Meerblick inklusive. Man kann wirklich schlechter stehen!

 

Am Eingangstor zur Giara di Gesturi
Am Eingangstor zur Giara di Gesturi
Anziehen, was der Schrank hergibt. 10 Grad, Wind und dunkle Wolken
Anziehen, was der Schrank hergibt. 10 Grad, Wind und dunkle Wolken
Korkeichen in der Macchia
Korkeichen in der Macchia
Sei ganz still! Die ersten freilaufenden Pferde entdeckt
Sei ganz still! Die ersten freilaufenden Pferde entdeckt
Ziegenherde im Naturreservat Giara di Gesturi
Ziegenherde im Naturreservat Giara di Gesturi
Endlose Kurven und enge Gassen. Im südlichen Hinterland zur Costa Rei
Endlose Kurven und enge Gassen. Im südlichen Hinterland zur Costa Rei
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An der Costa Rei

8. Reisetag. Freitag, 24. Mai 2013. An der Costa Rei

Übernachtung: Camping Capo Ferrato

 

Unsere Vorwohner trennen sich offenbar schwer von ihrem Platz mit Meerblick und bleiben so lange es ihre Mietzeit zulässt. Von vor dem Campingplatz ziehen wir im Laufe des Vormittags auf den Ausweichplatz und dann auf unseren Stellplatz. Wir richten uns häuslich ein. Stühle, Tisch, Grill und Markise raus, die Lampions aufgehängt und ein Plätzchen für den neuen Kräutertopf gesucht. Sardisches Basilikum ist kleinblättrig, kurzstilig und aromatischer als seine Artgenossen, die ich auch zu Hause gerne kaufe.

 

Der kleine Campingplatz ist ausgebucht und die Nähe zu den Nachbarn ist ein ziemlicher Kontrast zu der weitläufigen Landschaft und den Stellplätzen, die wir in den vergangenen Tagen erleben durften. Die Kinder sind vom ersten Moment an zu Hause hier. Kein Wunder, es fällt nicht schwer Kontakt zu finden, alle sprechen ihre Sprache und die Hälfte der Gäste ist unter 145 cm groß. 

 

Die Sim-Karte, die wir seit unserem Besuch in Tempio Pausania an Bord haben, sorgt für Arbeit. Sie lässt sich nicht in Betrieb nehmen und die Anweisungen, die uns per SMS vom Betreiber in die Villa geschickt werden, sind leider wenig hilfreich. Was steht da bitte?! Auch die Webseite liegt nur in italienischer Sprache vor und bringt uns keinen Schritt voran. Die Betreiber des kleinen, familiär geführten Campingplatzes sind wie gewohnt super hilfsbereit und zwischen an- und abreisenden Gästen findet sich  genug Zeit, sich unserem Problem anzunehmen. Die richtigen Einstellungen sind schnell gemacht und das Rätsel ist gelöst: Nach einem Spaziergang in den Ort zum Kiosk funktioniert die Sache! Es reicht nämlich nicht, die TIM Karte mit einem Guthaben für den Internetzugang zu laden. Ein Minimalguthaben für Telefongespräche ist auch nötig, was schon im Telekommunikationsladen in Tempio hätte geladen werden können. Jetzt funktioniert es aber. Sieht man ja!

Abends sind Kunsthandwerker aus Villaputzu und den umliegenden Orten mit ein paar  wenigen kleinen Verkaufsständen auf dem Campingplatz. Es gibt Honig, Käse und Olivenöl im Angebot. Das sardische Öl schmeckt frisch, überraschend herb und leicht bitter. Auch der Mirto, ein Likör aus Myrtenbeeren, darf nicht fehlen. Wer mag, kann typische handgearbeitete Flechtkörbe erstehen oder mit Natur-Farben gefärbte sehr derbe Schafswolle. Dreirohrige Hirtenklarinetten, einfache Instrumente, wie sie schon vor 2000 Jahren benutzt wurden, finden wir ebenso wie sardische Hirtenmesser mit Griffen aus Widderhorn. 

 

Lieblingsbeschäftigung auch an der Costa Rei
Lieblingsbeschäftigung auch an der Costa Rei
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Fahrtenschreiber sichten Wale vor der Costa Rei

9. Reisetag. Samstag, 25. Mai 2013. An der Costa Rei

Übernachtung: Camping Capo Ferrato

 

Darf man über das Wetter klagen? Wir steigen morgens bei 18 Grad aus den Kojen, die Temperatur klettert tagsüber auf 21 Grad und oft weht Wind. Lässt er nach, spürt man die Kraft der Sonne und man kann es am Strand gut aushalten. Wir steigen auch schon mal bis zu den Knien ins azurblaue, kristallklare sardische Meer. Unsere Tochter mal ausgenommen, sind wir ziemliche Frostbeulen.  Die Kinder buddeln im Sand, graben tiefe Gruben und spielen Ball. Und dann sind sie plötzlich da und ziehen die Aufmerksamkeit aller auf sich! Auf dem Meer, gut sichtbar, ziehen Wale an der Küste vorbei. Die dunklen Schwanzflossen schlagen auf die Wellen,  die Tiere tauchen immer wieder auf. Was für ein Anblick!

 

Das Klagen über das Wetter lasse ich besser. Wir haben gestern in der Halbzeit des Champions League Spiels den Wetterbericht aus Deutschland gesehen, was für Beifallsstürme unter den deutschen Zuschauern gesorgt hat. Bis dahin gab es auf dem Spielfeld  ja noch nicht so sonderlich viel zu bejubeln. Die Temperaturen zu Hause sind wirklich unerfreulich. Sehr unerfreulich. Den Jubel aus der zweiten Halbzeit haben wir dann schon aus der Entfernung vernommen. Der kleine Held schlief aus Mangel an Unterhaltung beim Halbzeitpfiff auf Papas Schoss ein, die Pizza war gegessen, die Limo ausgetrunken. Man konnte sich die Bayern-Mütze also getrost tief ins Gesicht ziehen und genüsslich die Äuglein schließen. 

Blick bitte nach rechts wenden. Der ganze Stolz der Hausfrau: acht orangefarbene Solar-Lampions, die dank Sonnenlicht nachts erstrahlen. Irre romantisch!
Blick bitte nach rechts wenden. Der ganze Stolz der Hausfrau: acht orangefarbene Solar-Lampions, die dank Sonnenlicht nachts erstrahlen. Irre romantisch!
Vor unserer Haustür. Strand am Campingplatz Capo Ferrato
Vor unserer Haustür. Strand am Campingplatz Capo Ferrato
Public Viewing. Champions League Finale: Dortmund begegnet Bayern München
Public Viewing. Champions League Finale: Dortmund begegnet Bayern München
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Kritzeln

10. Reisetag. Sonntag, 26. Mai 2013. An der Costa Rei

Übernachtung: Camping Capo Ferrato


Wer etwas Spektakuläres über diesen Reisetag lesen will, der kann getrost hier aufhören. Schon das Wort Reisetag ist irreführend, es war schlicht ein Bleibetag. Wir können von keinen besonderen Erlebnissen oder Höhepunkten berichten.

Es verstrich ein kleiner netter Tag, die Temperatur kletterte auf 23 Grad, es war windstill und für die erste Abkühlung im sardischen Meer gerade richtig. 

Die Kinder halten über Mittag Ruhezeit in und bei der Villa im Schatten und haben ihren Spaß an den Kinder Künstler Kritzelbüchern (Labor Ateliergemeinschaft, Beltz & Gelberg).

Ich wiederhole mich bestimmt, die Bände machen uns seit langer Zeit schon einen Riesenspaß und sie gehören fest zum Inventar an Bord. Witzig, fantasievoll und einfach genial kommen sie daher und werden nie langweilig. Versprochen! 

Gleich, ob es darum geht, ein Herbarium oder eine Fleckensammlung auf den Seiten anzulegen, Nachbars Haustiere zu beschreiben oder einen Universal-Wunsch-Zettel für die nächstbeste Gelegenheit zu schreiben oder zu kleben und die Anzahl der Tage bis dahin zu markieren. Die Vorgaben beflügeln die Fantasie und lassen viel Raum für eigene Ideen. Die Kinder malen "wunderschöne Flaschenschiffe" und widmen sich dem Auftrag "Zum Nestbau verwendet die Langschnabeldrossel alles, was sie finden kann ...".  Die Bücher strotzen vor Kreativität und witzigen Ideen und machen nicht nur kleinen Menschen Spaß. Unbedingt ausprobieren!

 

Vorgelagertes, felsiges Kap "Scoglio di Peppino", das man zu Fuß durchs Wasser erreicht
Vorgelagertes, felsiges Kap "Scoglio di Peppino", das man zu Fuß durchs Wasser erreicht
"Olgas vollautomatischer Zeichenroboter war der Knaller!" Aus: Kinder Künstler Abenteuer Buch, Beltz&Gelberg
"Olgas vollautomatischer Zeichenroboter war der Knaller!" Aus: Kinder Künstler Abenteuer Buch, Beltz&Gelberg
Stellplatz Camping Capo Ferrato
Stellplatz Camping Capo Ferrato
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Der 11. Reisetag

11. Reisetag. Montag, 27. Mai 2013. An der Costa Rei

Übernachtung: Camping Capo Ferrato


Wie es hier im Winter aussieht? Ich vermute eine leblose Geisterstadt, die aus unzähligen Ferienhäusern, Restaurants und Läden besteht und im späten Herbst in einen tiefen Schlaf fällt. Wir kaufen vormittags dort ein, der Ort Costa Rei ist vom Campingplatz aus zu Fuß zu erreichen. Mit einer Dorade für den Grill, Fleisch aus der Macelleria und der Samstagsausgabe der FAZ kehren wir zurück. Der Strand an der Costa Rei ist wirklich traumhaft. Das Wasser glasklar und sauber, der Sand unglaublich fein und auf dem Campingplatz, in unserem kleinen Mikrokosmos, fühlen wir uns wohl. In anderen Teilen Italiens sind sicher ärgere Bausünden aus dem Boden gestampft worden. Die Costa Rei ist zweigeschossigen, eher zurückhaltenden Bauten geprägt, was dennoch recht uniform und etwas seelenlos wirkt. Der nördliche Teil der Costa Rei ist wenig erschlossen und kaum besiedelt. Ein Besuch würde sicher lohnen!

 

Ein kleiner Spaziergang am Strand entlang führt uns zu einem Felsenbuckel, dem Kap „Scoglio di Peppino“. Stapft man erstmal tapfer über und durch die Unmengen Seetang, was sich fast anfühlt wie auf einem überdimensionalen Misthaufen zu stehen, hat man von den Felsen aus einen schönen Blick. Schön, um zu kraxeln und die Beine im Meer zu kühlen!

 

Wenn ich könnte, würde ich den letzten Reisetagen gern eine Duftprobe beilegen. Wir sind abends in eine intensive Duftwolke gehüllt, die stark nach Curry und Maggi riecht. Die „italienische Strohblume“ oder das „Currykraut“ versteckt sich irgendwo zwischen den strupppigen, teils auch blühenden Pflanzen vor der Villa zum Strand hin. Es scheint nicht besonders anspruchsvoll zu sein. Der Boden ist karstig bis sandig und die Sonne brennt. Auch die Macchia ist recht intensiv im Duft. Herbe Pflanzen, manchmal wilde Kamille oder andere Kräuter strömen immer wieder in die Nase.

Wir haben das schon im vergangenen Jahr so erlebt und nun erinnern wir uns wieder. Neben den sardischen Gerüchen haben sich auch Klänge eingeprägt. In den letzten Tagen die ständige Brandung des Meeres mit der wir einschlafen und aufwachen, das Bimmeln der Schafsglocken und die Laute der Esel im Landesinneren auch nachts, und der tosende Wind, der uns auf der Hochebene kräftig durchgeschüttelt hat.

 

Feigenkaktus im XXL-Format
Feigenkaktus im XXL-Format
Felsenbuckel
Felsenbuckel
Maitre de Cuisine: Herr Fahrtenschreiber
Maitre de Cuisine: Herr Fahrtenschreiber
Die Villa auf dem Campingplatz Capo Ferrato. Sind die Lampions nicht soooo schön?!
Die Villa auf dem Campingplatz Capo Ferrato. Sind die Lampions nicht soooo schön?!
Camping Capo Ferrato
Camping Capo Ferrato
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Von der Costa Rei nach Cagliari. Eine Strafkolonie, ein Leuchtturm und viel Panorama

12. Reisetag. Dienstag, 28. Mai 2013. Nach Castiadas und über Villasimius zum Capo Carbonara und weiter über die Panoramastraße nach Cagliari

Übernachtung: Camping Capo Ferrato

 

Heute morgen hören wir das erste Mal Regen, seit wir auf Sardinien sind. Am Strand wird man nichts versäumen, und wir schaffen es mit vereinten elterlichen Kräften unsere kleinen Besatzungsmitglieder zu einem Ausflug zu überreden. 

Bis Castiadas ist es nur ein Katzensprung. Auf dem Dorfplatz kann man ein auffälliges Ensemble bestaunen, das in der Umgebung ziemlich ungewöhnlich wirkt. Die Gebäude im klassizistischen Stil wurden von 1875 noch bis 1956 als „Colonia Penale“, als Strafkolonie genutzt. Das Museum wird schon seit Jahren restauriert und so müssen wir es dabei belassen, draußen durch den Regen zu trappeln. Rein kann man leider nicht.

 

Die Straße führt uns ein Stück zurück und weiter bis Villasimius. Der komplett mit Häusern zugepflasterte Hang ist nicht zu übersehen und im Ort reiht sich Laden an Laden und Restaurant an Restaurant. Wir belassen es bei der Durchfahrt. Wenn sich Villasimius für uns durch einen Superlativ hervortut, dann vielleicht der, dass es zu den bekannten engen Gassen noch 10% Prozent Steigung aus dem Ärmel zieht. Am Porto Turistico vorbei erreichen wir am Ende der Stichstrasse das Capo Carbonara. Der hübsche Blick von der Spitze der Landzunge auf den Leuchtturm scheint uns eine gute Kulisse für unser Mittagessen. Etwas Pecorino, Schinken und Salami schmecken zu dem knusprigen Brot hervorragend. 

 

Die Kinder sind zufrieden und wir Eltern nutzen den Zustand und sind so verwegen, einen kleinen Vorschlag in den Familienrat einzubringen. Wie wäre es, die Küstenstraße weiter bis Cagliari zu fahren? Die Küstenstraße soll eine der schönsten Panoramastrecken im Süden sein. Wir werden nicht enttäuscht! Die Straße schlängelt sich in die Höhe und gibt immer wieder wunderschöne Blicke auf die Küste und das Meer frei. Das Gestein wechselt die Farbe von grau nach rötlich, das Meer schimmert in den intensivsten Blautönen, was sicher an der Sonne liegt, die sich wieder zeigt. 

 

Die Anfahrt auf Cagliari ist ernüchternd. Die streng geometrisch angelegten Straßenzüge der Vororte wirken ungepflegt bis heruntergekommen. In Cagliari selbst treffen Welten aufeinander. Einwanderer, meist aus Afrika, die ihre Waren am Straßenrand anpreisen, prägen das Straßenbild ebenso, wie moderne Bankgebäude, gemütliche Cafes und Promenaden. Cagliari ist offensichtlich ein Schmelztigel und zieht Einheimsiche wie Touristen an.

Die Kinder werden in der schönen Altstadt für ihre Geduld belohnt. Es gibt Eis! Wir wandern durch die schmalen, verwinkelten Gassen nach oben. Ein wenig Stadtluft schnuppern fühlt sich nach der Zeit am Meer ganz gut an. Für die Villa fand sich übrigens zentral am Hafen ein bequemer Parkplatz. Für die Rückfahrt wählen wir die neu gebaute Schnellstraße auf der nur noch ein kleines Teilstück fehlt und sind in gut einer Stunde Fahrzeit am Spätnachmittag zurück auf unserem Campingplatz am Monte Nai.

 

Colonia Penale. Strafkolonie in Castiadas
Colonia Penale. Strafkolonie in Castiadas
Am Capo Carbonara
Am Capo Carbonara
Hafenviertel in Cagliari
Hafenviertel in Cagliari
Cagliari
Cagliari
Kleines Blumenparadies in Cagliari
Kleines Blumenparadies in Cagliari
Cagliari
Cagliari
Panoramastraße von der Costa Rei nach Cagliari
Panoramastraße von der Costa Rei nach Cagliari
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Kinder, wie die Zeit vergeht!

Mit einem leckeren Frühstück überrascht
Mit einem leckeren Frühstück überrascht

13. Reisetag. Mittwoch, 29. Mai 2013. An der Costa Rei

Übernachtung: Camping Capo Ferrato

 

Ich darf morgens erst als letzte aus dem Alkoven klettern, unten in unserer kleinen Küche herrscht seit einer Stunde geschäftiges Treiben und meine drei Mitreisenden grinsen wie die Honigkuchenpferde. Ich habe Geburtstag!

 

Vormittags bekommen wir Besuch von meiner Schwester, meinem Schwager und den beiden Kindern, die ihren Urlaub bei Barisardo verbringen. Wir verbringen den Tag am Strand und grillen bei der Villa Doraden, Salsiccia, Fleisch und Gemüse und stoßen natürlich auch mit einem Glas Sekt an. Das Meer ist seit heute Nacht ziemlich aufgewühlt und spült Seetang an Land. Die Mädels steigen tanggesprenkelt aus dem Meer, was sie nicht weiter stört. Ein kleiner, feiner Tag vergeht wie im Flug!

Die letzten Tage war das Meeresrauschen das letzte was wir hörten, bevor wir tief und fest einschliefen. Heute begleitet unsere letzten Gedanken an den schönen Tag der Klang einer Launedda, der dreirohrigen Hirtenklarinette und einer Ziehharmonika, die oben beim Restaurant aufspielen.

 

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Der 14. Reisetag

14. Reisetag. Donnerstag, 30. Mai 2013. An der Costa Rei

Übernachtung: Camping Capo Ferrato

 

An unserem letzten Tag an der Costa Rei verfolgen wir nur eine Absicht: Sonne tanken. Wir begleichen unsere Rechnung an der Rezeption und bekommen dort mit einem Augenzwinkern und zum Himmel gereckten Armen den guten Ratschlag, heute noch die sardische Sonne zu genießen … ja, vom deutschen Wetter haben wir auch schon gehört.


Das Meer leuchtet nochmal in seinen schönsten Türkis- und Aquamarintönen, der Sand ist fein und hell und wenn sich nicht gerade eine Wolke vor die Sonne schiebt, ist es perfekt. Das Packen verschieben wir auf heute Nachmittag nach dem letzten Cappuccino oben im Lokal.

Zeit also, um unser Urlaubsvorlesebuch zu Ende zu bringen. Wir hatten das Buch „Mit Jasper im Gepäck“ von Gunnel Linde in unserem Gepäck und viel Spaß damit. Ein wunderschönes Buch zum Vorlesen! Es ist so lustig geschrieben, dass wir oft lachen mussten und uns jeden Tag gespannt gefragt haben, wie es mit Annelie und Nicklas weitergeht. Die beiden Geschwister aus Stockholm gehen mit Tante Tinne auf eine Reise nach Dänemark. Und –es ist kaum zu fassen!- sie gewinnen bei einem Zoobesuch in Kopenhagen ein Zwergpony. Aber wie um alles in der Welt schmuggelt man ein Pferd hinter dem Rücken der Tante nach Schweden? Die beiden müssen sich allerhand einfallen lassen! Die Bilder von Susanne Göhlich passen wunderbar zum Buch, das wir rundum empfehlen können.


Für unseren letzten Abend haben wir noch einen besonderen Programmpunkt und ich muss gestehen, dass ich etwas nervös bin, wie die Sache gelingt. Morgen wird mir die Zeit fehlen, also werde ich mich heute Abend schon an den Omnia Backofen werfen und Zitronenkuchen backen. Ich habe es vorher nicht probiert und es sollte auf keinen Fall schiefgehen, denn es handelt sich nicht um irgendeinen Zitronenkuchen, sondern um den Geburtstagskuchen für unsere reizende Tochter. Also bitte: Der Hausfrau alle verfügbaren Daumen drücken!

 

Abschied von der Costa Rei
Abschied von der Costa Rei
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Unser Geburtstagskind

16. Reisetag. Samstag, 1. Juni 2013. Von Campo Ligure nach Lindau

Übernachtung: Stellplatz Blauwiesen, Lindau am Bodensee

 

Guten Morgen, liebes Geburtstagskind! Wir freuen uns, dass wir den anstrengenden Weg heute Nacht noch auf uns genommen haben und Anna einen Wunsch erfüllen konnten. Der Geburtstag sollte irgendwo im Grünen stattfinden, am besten mit Tieren und Picknick. Den Agristurismo Bertin erreicht man über ein sich in die Höhe windendes Sträßchen. Er liegt im Naturpark über dem Ort Campo Ligure. Die Kinder sind vormittags mit den beiden Eseln und dem Spielplatz beschäftigt, so dass Thomas noch ein Stündchen Schlaf nachholen kann, bevor wir heute Nachmittag weiterfahren. Hier oben hätten wir es schon noch ein wenig ausgehalten. Ligurien könnte eine Reise lohnen! Auf dem Agriturismo bekommen wir ein recht bodenständiges Mittagessen und lernen eine Gruppe Bogenschützen kennen. Wie toll, wir dürfen es sogar mal ausprobieren und Mann und Kinder versuchen ihr Glück und zielen mit Carbonpfeilen auf einen Kork-Drachen.

Der Nachmittag vergeht auf der Straße, erst recht zügig und dann mit einer Stunde Stau am San Bernardino. Bis hierhin haben wir wir die Wetternachrichten aus Deutschland recht entspannt beobachtet. Bei 25 Grad fällt es schwer, sich den Dauerregen vorzustellen, der uns schlagartig erwartete. Rein in die Röhre bei strahlender Sonne, raus im Platzregen. Bis Lindau gab es außer Regen eigentlich nur Regen zu sehen. In Lindau waren die Feuerwehren im Großeinsatz, Wassermassen auf den Straßen und über die Ufer getretene Gewässer. Auf eine zweite Abend- und Nachtfahrt haben wir überhaupt keine Lust und so landen wir auf dem Stellplatz Blauwiesen in Lindau. Pünktlich zur zweiten Hälfte des DFB-Pokals. Für den Mann ein Bier, für die Kinder Burger und Pommes. Draußen stürmt und regnet es, drinnen ist es recht gemütlich. Und so endet der erste Tag im Leben unserer Großen als Neunjährige. Gute Nacht, liebes Geburtstagskind!

 

Guten Morgen, Geburtstagskind!
Guten Morgen, Geburtstagskind!
Agristurismo Bertin, Ligurien
Agristurismo Bertin, Ligurien
Am Geburtstag macht Esel füttern doppelt Spaß. Auf dem Agrturismo Bertin, Campo Ligure
Am Geburtstag macht Esel füttern doppelt Spaß. Auf dem Agrturismo Bertin, Campo Ligure
Unser Geburtstagskind auf der Schaukel. Agristurismo Bertin
Unser Geburtstagskind auf der Schaukel. Agristurismo Bertin
Semifreddo zum Nachtisch.  Agriturismo Bertin, Ligurien
Semifreddo zum Nachtisch. Agriturismo Bertin, Ligurien
Unser Geburtstagskind mit Pfeil und Bogen
Unser Geburtstagskind mit Pfeil und Bogen
Kleiner Held auf Drachenjagd
Kleiner Held auf Drachenjagd
Herr Fahrtenschreiber auf Drachenjagd
Herr Fahrtenschreiber auf Drachenjagd
Volltreffer. Drache erlegt!
Volltreffer. Drache erlegt!
Ciao, Ligurien. Straße vom Agriturismo zum Ort Campo Ligure
Ciao, Ligurien. Straße vom Agriturismo zum Ort Campo Ligure
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Mit einiger Verspätung nun doch am Ziel

Violett: Unwetterwarnung für Südbayern
Violett: Unwetterwarnung für Südbayern

17. Reisetag. Sonntag, 2. Juni 2013. Von Lindau nach Neusäß

 

Am Ende laufen wir mit einiger Verspätung gegen Mittag im heimatlichen Hafen ein. Eine verspätete Fähre, ein Kindergeburtstag, der gebührend gefeiert werden wollte, Stau am San Bernardino und schließlich Starkregen bei Lindau haben die Heimfahrt verzögert. Nein, versäumt haben wir zu Hause nichts. Es ist mit acht Grad und Dauerregen einfach nur ekelig. Die letzten Tage unterwegs waren etwas anstrengend, wir merken es daran, dass wir alle erst um halb neun aufwachen. Ungewöhnlich spät, aber nicht weiter schlimm. Von zu Hause trennen uns noch 160 Kilometer, die gut zu fahren sind. So kommen wir ausgeschlafen und -was das Wichtigste ist- gesund und gut gelaunt zu Hause an. Diesmal ist nicht die Waschmaschine das erste Ding, das wir Daheim anwerfen, sondern die Heizung. Bis wir das nächste Mal auslaufen, ist auch in der Villa einges zu tun. Ihr erinnert euch an die Beule in der Tür und am letzten Tag auf Sardinien hat auch der Kühlschrank Mucken gemacht. Vermutlich liegt es an einer verstopften Gasdüse. Die letzte Lach- und Sachgeschichte aus der Villa ist also noch nicht geschrieben. Und das letzte Reisetagebuch auch nicht. Versprochen!

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