Kulinarische Abenteuer aus der Kombüse

Heute: BARF

Fette Beute durch BARF. Der Hund ist übrigens nicht geschrumpft
Fette Beute durch BARF. Der Hund ist übrigens nicht geschrumpft

 

Für unser heutiges kulinarisches Abenteuer brauchst du:

150 g rohes Rindfleisch

20 g rohe Rinderleber

1 gekochte Kartoffel

3 Himbeeren und etwas geriebenen Apfel 

1 Tl natives Rapsöl

Bierhefe und Eierschalenmehl

 

Wenn sich Familienzuwachs einstellt, wird das Essen für die meisten Eltern zur Wissenschaft. So war es bei unserem zauberhaften Fräulein Fahrtenschreiber, so war es beim kleinen Helden und so war es auch bei Frau Hund. 

 

Als wir unser Hundebaby von seiner liebevollen Züchterin abholten, bekamen wir Ernährungstipps, die wir eifrig notierten und während der letzten 18 Monate ausprobierten.

 

Wir barfen, das heißt, unser Hund ernährt sich von rohem Fleisch und Innereien. BARF ist das Kürzel für "Biologisch Artgerechte Roh-Fütterung". Die Mahlzeit, die in der Regel zu 70% aus Muskelfleisch und zu 10-20% aus Innereien besteht, wird mit Getreide gefüttert und mit Gemüse und Obst angereichert. Die Kohlehydrate kommen aus Reis, Reis- oder Haferflocken, Nudeln und Kartoffeln. Unser Hundemädchen schätzt ab und an auch mal eine Scheibe ungesüßten Dinkelzwieback oder etwas Brot. Gern mit dick Leberwurst drauf!

 

Auf den Tisch, oder besser gesagt in den Napf, kommt vor allem Rind. Aber auch Lamm oder Pferd werden von Stella gern angenommen. Auf Schweinefleisch verzichten wir lieber. Der Grund dafür ist das Aujeszky-Virus, ein Herpesvirus, das Schweine oft gut wegstecken, für Hunde und Katzen allerdings lebensbedrohlich werden kann. 

 

Zugegeben, es ist gewöhnungsbedürftig eine noch körperwarme Rinderzunge zu portionieren oder eine zum Matschen und Riechen neigende Leber zu schnippeln. Marshmellows esse ich persönlich übrigens gar nicht mehr, nachdem ich nun regelmäßig fluffige Lunge in Scheiben schneide. Das alles kostet anfangs Überwindung, steigert aber den Respekt vor Lebensmitteln und den Tieren, die dafür ihr Leben ließen.

 

Vitamine liefern fein geraspelten Äpfeln oder Birnen und gedünstete oder geraspelte Karotten. Im Sommer mag das Hundemädchen Him- und andere Beeren, die sie, wenn sie die Gelegenheit bekommt, auch selbst pflückt und verdrückt. Im Herbst wandern gebrühte Hagebutten in den Napf, im Frühjahr frisst sie gern frischen Löwenzahn. Kräuter sind überhaupt immer gut. Meiner Erfahrung nach frisst sie draußen weniger Gras, wenn sie zu den Mahlzeiten Küchenkräuter angeboten bekommt. Eine Schattenseite hat die Sache allerdings: für meine geschätzte Kräuterampel werde ich mir einen anderen Platz suchen müssen. Hundehaare im Essen sind nicht so toll, aber nicht zu vermeiden, wenn Frau Hund die Gelegenheit bekommt, selbst Thymian, Basilikum oder Schnittlauch zu ernten.

 

Zweimal die Woche bereichern wir den Speiseplan mit Eigelb, Trockenfisch und Milchprodukten (keine Milch!), Hartkäse und einem Schuss Obstessig. Ein gutes, fettsäurereiches Öl, wie zum Beispiel Rapsöl,  gehört zu jeder Mahlzeit. Ideale Kalziumlieferanten sind Knochen und Eierschalenmehl. Bierhefe ist reich an B-Vitaminen und stärkt die Darmflora. 

 

In der Anfangszeit konnten wir unseren Welpen noch mit dem Angebot des Bio-Hofladens im Nachbarort versorgen, der selbst schlachtet und aus den Resten "Hundetüten" packt. Bald wurde der Bedarf unseres Collies aber größer und die Nachfrage nach rohem Hundefutter im Laden so groß, dass wir immer öfter mit leeren Händen dastanden.

 

Was tun? Im Internet gibt es inzwischen eine ganze Reihe Versender, die Fleisch aus "renommierten europäischen Schlachthöfen" anbieten. Ein schaler Beigeschmack bleibt, wenn man an die Haltung- und Transportbedingungen denkt. Mein erster Gedanke war tatsächlich, dass es doch kein Problem sein sollte in einer der "Landmetzgereien", die mit "aus eigener Schlachtung" werben, den Bedarf für den Hund zu decken. Weit gefehlt! Nur mehr selten wird tatsächlich vor Ort selbst geschlachtet, das Fleisch stammt überwiegend aus dem Augsburger Schlachthof von dem der Metzger die Stücke abnimmt, die für seine Kundschaft interessant sind. Also nix mit Hundekost!

 

So nahmen mein Herr Fahrtenschreiber und ich die Sache selbst in die Hand und fahren nun in regelmäßigen Abständen zu besagtem Schlachthof, der Vieh aus der Region schlachtet und zerlegt. Kiloweise Fleischabschnitte, Herzen, Leber, Nieren - alles was der Hundemagen begehrt, wandert in den Kofferraum um anschließend zu Hause portioniert und tiefgekühlt zu werden. 

 

Nun wird sich der erfahrene Wohnmobilist fragen, wie man es mit dieser Art der Hundekost im Wohnmobil macht. Die einfachste Lösung: das Tiefkühlfach und den Kühlschrank mit frischem Fleisch für den Hund füllen und selbst auf Konservenbüchsen zurückgreifen. Spaß beiseite, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

 

Das Tiefkühlfach ist in der Tat für den Hund reserviert. Die "unangenehmen" Innereien wie Leber nehmen wir allerdings nicht mit auf Reisen. Bei einem Futterbedarf von etwa 500 Gramm für einen mittelschweren Hund mit 20 Kilogramm (2 bis 3% des Körpergewichts als Richtlinie) kommt man damit schon ein Stück weit. Wir ersetzen das frische Futter unterwegs auch mal durch ein hochwertiges, fleischreiches Trockenfutter. Das funktioniert gut, weil wir das Trockenfutter zu Hause auch zur Belohnung beim Training einsetzen. Und letztendlich ist der nächste Metzger meist nicht weit!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Carthago Reisemobil (Donnerstag, 03 März 2016 15:50)

    Sieht nach einem Festmahl für den Hund aus!