Durch Österreich und die Schweiz. Viel Asphalt und eine Schlucht

Übernachtung auf dem Rastplatz Campagnola, Schweiz
Übernachtung auf dem Rastplatz Campagnola, Schweiz

1. Reisetag. Freitag, 17. Mai 2013. Von Neusäß nach Bellinzona, Schweiz

Übernachtung: Rastplatz Campagnola bei Bellinzona, Tessin

 

Der Vormittag vergeht mit Kleidung in die Villa räumen und Kühlschrank füllen. Sonnecreme, Spülmittel, Duschgel und was ein vierköpfiger Haushalt sonst noch alles braucht oder zu brauchen meint, ist schon in den vergangenen zwei Wochen in unser rollendes Häuschen gewandert.

Der Aufwand hielt sich dieses Mal wirklich in Grenzen und uns mag bis zum Erreichen unseres Nachtlagers im Tessin nichts, aber auch gar nichts einfallen was wir auf die Vergessen-Liste schreiben könnten. Toll, was?!

 

Der kleine Held nimmt vormittags schon Kindergarten-Urlaub. Ein wenig Ruhe vor der Abfahrt könnte ihm ganz gut tun und ich will mich noch nicht ganz von der Idee trennen, dass er die Zeit nutzen könnte, um sein Zimmer aufzuräumen. Jeder Zentimeter seines Reiches erzählt eine Geschichte. Vor dem Bett wird eine Playmo-Seeschlacht geschlagen in die zwei Kriegsschiffe, unzählige Piraten und Besatzungsmitglieder und ein halbes Butterbrot vom Vortag verwickelt sind. Zwischen Schreibtisch- und Schreibtischstuhl werden Zebras, Elefanten, Hasen und einige Kühe in einer Tierstation versorgt. Der bunte Trupp scheint an einer grassierenden Seuche zu leiden, zwischen den Gummitieren finden sich Mullbinden, Spritzen und Medikamentenfläschchen aus dem Doktorkoffer. Etliche Bilderbücher säumen den Weg bis zur Balkontür an der sein Moosgummischwert und der Säbel lehnen. Das Fußballstadion, das er aus unzähligen kleinen Lego-Steinchen die letzten zehn Tage hat entstehen lassen, nimmt inzwischen mindestens so viel Raum ein wie der alte Umzugskarton, der als Räuberhöhle dient. Gegen halb zwei haben wir die Herausforderungen unseres Lebens zu Hause gemeistert.

 

Unsere Tochter hat den letzen Schultag geschafft, mittags gibts schnell eine Leberkässemmel, Tür abgesperrt, rein in die Villa, Schlüssel gedreht: Urlaub! Fast jedenfalls. Unser erstes Etappenziel liegt vier Kilometer entfernt an der Schulschwimmhalle. Unser kleiner Held macht dort einen Schwimmkurs. Danach geht´s aber los. Bestimmt!

Es geht weiter über Landsberg am Lech nach Memmingen und Wangen und zum Pfänder-Tunnel. Der Verkehr hält sich in Grenzen, selbst am Pfänder kommen wir erstaunlicherweise gut durch, obwohl wir noch eine Korridor-Vignette für Österreich (2 Euro) und eine Vignette für die Schweiz (33 Euro) kaufen.

Über Diepoldsau reisen wir in die Schweiz ein und erleben eine Grenzkontrolle. "'Waren zu verzollen?" fragt uns der Grenzbeamte und wir sind erstmal etwas irritiert, weil überrascht. Grenzkontrollen wirken im vereinigten Europa inzwischen fast schon befremdlich. "Waren?" mein Herr Fahrtenschreiber wiederholt ungläubig das letzte Wort des Beamten und verfällt dann in ein stilles Zögern, das mir -ehrlich gesagt- etwas zu still ist und etwas zu lange dauert. Nicht auszudenken, das Zögern würde falsch gedeutet und wir müssten die Villa am Grenzübergang ausräumen. Himmel hilf! Wir haben, abgesehen von einer Flasche Wein und zwei Schachteln Zigaretten auf die mein Herr Fahrtenschreiber leider nicht verzichten zu können meint, nichts an Bord. Keine geheime Marihuana-Anpflanzung im Bad, kein Spirituosen-Lager hinten im Kleiderschrank, kein Schmuck, kein Geschmeide, das wir veräußern wollten oder Schwarzgeld, das wir auf einem schweizer Nummernkonto parken könnten. Nein, außer ein paar Lebensmitteln haben wir nichts an Bord. Ein paar Nudeln und ein Glas Tomatensoße dazu. Etwas Bauernbrot für heute und morgen. Und Müsli. Ungezuckerte Corn-Flakes und Flocken sind eher schwer zu kriegen auf Sardinien. Aber viel mehr haben wir nicht in der Vorratskammer. Viel zu sehr freuen wir uns auf den sardischen Pecorino, das Hirtenbrot und ein Glas Rotwein dazu.

 

Das Wetter bis Bellinzona ist wechselhaft trüb und wir erreichen gegen 20:30 Uhr den Rastplatz bei prasselndem Regen. "Aha," meint unsere Tochter "wir sind in der Schweiz, es regnet". Schon lustig, ihr Vorurteil wird wieder mal bestätigt. Bald kriechen wir müde und zufrieden in unsere Kojen. Die erste Etappe hat gut geklappt. Die kleinen Fahrtenschreiber haben sich zu richtigen WoMo-Profis entwickelt. Alle zwei Stunden eine Pause und ein Schwung guter Hörbücher haben sich bewährt. Hoffen wir, dass wir das morgen auch so gut hinkriegen!

Pause! Abendessen an der Schlucht
Pause! Abendessen an der Schlucht
Viamala Schlucht
Viamala Schlucht

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Kommentare: 2
  • #1

    Larissa (Sonntag, 25 August 2013 11:27)

    Eure Seiten sind echt unheimlich liebevoll gestaltet. Gratulation!
    Wir waren dieses Jahr auch auf der wunderschönen Insel und haben uns in die Gegend verliebt. Unsere Tochter ist überall herzlichst aufgenommen worden und wir hatten eine sehr eindrucksvolle Zeit geniessen dürfen. Das wird einem wieder bewußt wenn man Eure Bilder sieht und die Erinnerungen erneut ins Gedächtniss kommen :-)
    Danke für den kurzen Ausflug :-)

  • #2

    Martina & Thomas (Sonntag, 25 August 2013 17:46)

    Liebe Larissa,
    danke für deine netten Zeilen! Uns geht es auch so, wir schauen uns die Bilder von Sardinien immer noch gerne an und erinnern uns zurück. Die Insel hat schon ihren besonderen Reiz und ich bin mir fast sicher, dass wir nicht das letzte Mal dort waren!
    Herzliche Grüße
    Martina und Thomas mit Anna & David